17.07.2020 | Redaktion | WSI

Soziale Ungleichheit und Corona

WSI untersucht Auswirkungen der Pandemie auf Erwerbstätige

Wie spiegeln sich soziale Lebenslagen und soziale Ungleichheit in den Auswirkungen der Corona-Pandemie wider? Welche Rolle spielen hier benachteiligte Lebenslagen oder prekäre Arbeitsbedingungen? Diesen Fragen geht eine Auswertung der HBS-Erwerbstätigenbefragung nach, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte.

In einer noch relativ frühen Phase der Pandemie startete die Hans-Böckler-Stiftung eine Online-Panel-Studie, bei der 7.677 Erwerbstätige in Deutschland zu ihrer aktuellen Situation befragt wurden. In der Zeit der Datenerhebung – Anfang April 2020 – war der weitreichende Lockdown, der Reise- und Kontaktsperren, Schulschließungen sowie das weitgehende Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens umfasste, bereits drei bis vier Wochen im Gange. Anhand dieser Daten analysiert der "Policy-Brief" des WSI die Auswirkungen für Erwerbstätige infolge der Pandemie.

Die Befunde der Erhebung zeigen, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen zumindest kurz- und mittelfristig zu einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit geführt haben. Personen aus benachteiligten Schichten sind nicht nur gesundheitlich durch das Virus besonders gefährdet, sondern leiden auch in besonderem Maße unter den sozialen, psychischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Die empirischen Befunde weisen deutlich häufiger negative Auswirkungen der Corona-Pandemie für Befragte mit ohnehin schon niedrigem Einkommen und niedriger Schulbildung aus, während Befragte mit hohem Einkommen oder Universitätsabschlüssen nur selten von Sorgen und Einbußen berichten. Ein problematischer Faktor scheint auch der Migrationshintergrund zu sein, da dieser unabhängig von anderen Faktoren damit verknüpft ist, ob Erwerbstätige Einbußen hinnehmen mussten oder Sorgen und Belastungen empfinden.

Verschärfung sozialer Ungleichheit

Der Policy-Brief des WSI zeichnet ein klares Bild von sozial stark ungleich verteilten Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das Potenzial der Pandemie für eine weitere Verschärfung und Verfestigung der sozialen Ungleichheit in Deutschland sollte aus Sicht des Instituts "unbedingt in den Blick geraten bei der Gestaltung kommender politischer Hilfsmaßnahmen, um der erhöhten Gefährdung benachteiligter Schichten entgegen zu wirken".

Weitere Informationen