20.05.2020 | Redaktion | BIBB

Risiken für den Ausbildungsmarkt

BIBB veröffentlichte Analyse zu Folgen der Corona-Pandemie

Welchen Einfluss haben die Corona-bedingten wirtschaftlichen Entwicklungen auf den Ausbildungsmarkt und die Fachkräftesicherung? Dieser Frage geht das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einer neuen Studie anhand einer Szenarien-Analyse nach und stellt Risiken, Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten vor. Die Ergebnisse wurden jetzt als Preprint veröffentlicht.

Bild: auremar/Adobe Stock

Die Szenarien-Analysen zeigen, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 voraussichtlich weniger als 500.000 Neuabschlüsse betragen wird und damit mindestens 25.000 weniger als im Jahr 2019. Je mehr der - voraussichtlich besser qualifizierten - Jugendlichen ihr Ausbildungsinteresse zurücknehmen, desto weniger Ausbildungsverträge werden zustande kommen und desto eher werden auch Besetzungsprobleme für Betriebe wahrscheinlich. Bei einem Rückgang des Wirtschaftswachstums um sieben Prozent und einem gleichzeitigen Rückgang des Nachfragepotenzials könnte die Zahl der Neuabschlüsse auch auf bis zu 460.000 Verträge fallen. Bei einem Wirtschaftseinbruch im zweistelligen Prozentbereich wird die Zahl der Neuabschlüsse aller Voraussicht nach unter 460.000 liegen.

Die Zahl der unvermittelten Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildung könnte bei einem unverminderten Ausbildungsinteresse und bis zu sieben Prozent Wachstumsverlust maximal 89.700 Personen betragen und damit 16.000 mehr als im Jahr 2019. Ziehen die Jugendlichen ihr Ausbildungsinteresse vorausschauend zurück, wäre die Zahl der Unvermittelten um rund 1.200 Personen geringer. Bei einem Wachstumseinbruch von 11,2 Prozent könnte die Zahl aber auch auf bis zu 97.900 Personen ansteigen.

Unterstützung für Betriebe

Weiterführende Branchenanalysen zeigen, dass durch die Corona-Krise vor allem Ausbildungsplätze betroffen sind, die von Personen mit Hauptschulabschluss ergriffen werden und weniger von Studienberechtigten. Dies weist darauf hin, dass die Zahl der unvermittelten Bewerber stärker ansteigen könnte als es sich durch die ökonometrischen Schätzungen ergibt, denn diese Jugendlichen haben weniger Optionen für alternative Ausbildungswege. Daraus ergibt sich die Frage, wie die Suche nach einer betrieblichen Berufsausbildung für Jugendliche ohne und mit Hauptschulabschluss unterstützt werden könnte.

Um einen starken Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zu verhindern, müssten Betriebe in besonders betroffenen Branchen unterstützt werden, für die keine Nachholeffekte in der "Post-Corona-Zeit" erwartet werden. Hierzu zählt beispielsweise das "Gastgewerbe" oder "Sport und Tourismus". Bei finanziellen Soforthilfen sollten Ausbildungsbemühungen von Betrieben besonders honoriert werden, da sie langfristig zur notwendigen Fachkräftesicherung beitragen. Insbesondere das erste Ausbildungsjahr ist für die Betriebe mit hohem Aufwand verbunden. Wenn Betriebe aber auch in der Krisenzeit ihr Ausbildungsengagement beibehalten und den Jugendlichen eine langfristige berufliche Perspektive verdeutlichen können, gelingt es auch eher, das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen aufrechtzuerhalten.

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