03.11.2020 | Redaktion

Regionale Mobilität Jugendlicher

BIBB Report 5/2020 analysiert Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt

Regionale Mobilität junger Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, hat einen starken positiven Einfluss auf die Ausbildungsmärkte vor Ort. Davon profitieren vor allem Betriebe in stark verdichteten Ballungsräumen. In ländlichen Regionen im Umfeld der Großstädte kommt es dagegen häufiger zu einer schlechteren Besetzung der Ausbildungsplatzangebote. Dies zeigt eine Analyse, die Philip Herzer und Joachim Gerd Ulrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung im BIBB-Report 5/2020 vornahmen.

Im Zuge der gestiegenen Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt ist auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden können, stark angewachsen. Um die Besetzungsprobleme zu mildern, gilt neben einer größeren beruflichen Flexibilität eine höhere regionale Mobilität der ausbildungsinteressierten Jugendlichen als ein Schlüsselfaktor. Denn die regionalen Ausbildungsmärkte in Deutschland sind weiterhin unausgewogen: Regionen mit einem Überschuss an Ausbildungsplatznachfrage stehen andere mit einem Nachfragemangel gegenüber.

Die Untersuchung des BIBB auf Basis amtlicher Daten ergab, dass großstädtische Räume Auswärtige nicht nur durch ein im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung oft überschüssiges Ausbildungsplatzangebot anziehen. Sie bieten auch verstärkt Ausbildungsmöglichkeiten in Berufen, die von den Jugendlichen als besonders attraktiv wahrgenommen werden. Hierzu zählen Informatik-, Kommunikations- und Technologieberufe, Berufe in der Unternehmensführung und Organisation sowie Werbe-, Marketing-, Produktdesign- und kunsthandwerkliche Berufe.

Azubis-Tickets und Bildungswohnheime

Trotz des Ungleichgewichts zwischen Stadt und Land hat die regionale Mobilität Jugendlicher überwiegend positive Effekte. Gefördert werden kann sie unter anderem durch die Einführung eines Azubi-Tickets. 90 Prozent der Befragten des BIBB-Expertenmonitors 2018 befürworteten, dass Auszubildende ähnlich wie Studierende Semestertickets für die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erhalten sollten. Auch Wohnheime könnten ein wirksames Mittel gegen Passungsprobleme sein. Um die Segregation von Auszubildenden und Studierenden nicht zu verstärken, sollten sie aus Sicht der Autoren als "Bildungswohnheime" grundsätzlich allen jungen Menschen offenstehen.

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