24.06.2022 | Redaktion | DIPF

Passungsprobleme wachsen weiter

Bericht "Bildung in Deutschland 2022" erschienen

Sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen hat sich seit 2019 deutlich reduziert. Die Passungsprobleme haben seither noch einmal zugenommen. Das zeigt der Bericht "Bildung in Deutschland 2022", den eine Gruppe von Autorinnen und Autoren unter Federführung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) erstellt hat. Schwerpunktthema ist in diesem Jahr das Bildungspersonal. Hier konstatiert der Bericht in einigen Bereichen massive Engpässe, die sich auch in der beruflichen Bildung künftig noch weiter verschärfen werden.

Ausschnitt aus der Titelseite des Berichts

Die Neuzugänge zur beruflichen Ausbildung haben sich zwischen 2019 und 2021 um 7 Prozent reduziert und mit unter 900.000 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Am stärksten zeigt sich der Rückgang im dualen System. Die Passungsprobleme, also das gleichzeitige Auftreten von unversorgten Jugendlichen und unbesetzten Ausbildungsplätzen, haben sich zwischen 2019 und 2021 von 9 auf 12 Prozent erhöht. Besonders problematisch sind mit 41 Prozent die eigenschafts- und verhaltensbezogenen Passungsprobleme. Hier geht es um ein "Mismatch" zwischen den Ausbildungsvoraussetzungen der Jugendlichen und den Anforderungen der Betriebe beziehungsweise zwischen den Erwartungen der Jugendlichen an Ausbildungsbedingungen und den vorgefundenen betrieblichen Gegebenheiten.

Nach wie vor zeigt der Bericht deutliche soziale Ungleichheiten beim Ausbildungszugang und im Ausbildungsverlauf. Die Zugangschancen hängen stark vom schulischen Vorbildungsniveau und der Staatsangehörigkeit ab. Jugendlichen mit maximal Hauptschulabschluss und mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit gelingt die Einmündung in eine duale oder vollzeitschulische Ausbildung deutlich seltener als jenen mit höheren Schulabschlüssen und deutscher Staatsangehörigkeit. Diese Ungleichheiten wirken im Ausbildungsverlauf fort: So erleben die Erstgenannten häufiger einen Abbruch ihrer Ausbildung.

Bildungspersonal: Steigende Anforderungen, wachsende Engpässe

Die bereits bestehenden Personalengpässe werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter zunehmen. Im Bereich der beruflichen Schulen belaufen sich offizielle Bedarfsschätzungen auf etwa 13.000 fehlende Lehrkräfte bis zum Jahr 2030. Der Qualifizierungsbedarf des Bildungspersonals nimmt durch neue Anforderungen weiter zu. So ergeben sich aus der zunehmenden Nutzung digitaler oder hybrider Lernformate während der Corona-Pandemie zusätzliche Qualifizierungsbedarfe im Bereich der Medienkompetenzen. Die Diversität der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer und die verstärkten Inklusionsbemühungen erfordern daneben spezifische Fähigkeiten zur individuellen Förderung und Adaptivität der Lernangebote.

Den seit 2006 erscheinenden Bildungsbericht hat eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Federführung des DIPF erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie das Statistische Bundesamt (Destatis) und die Statistischen Ämter der Länder (StLÄ).

Weitere Informationen

  • DIPF: Bildung in Deutschland 2022 (PDF)
    Der Bericht bietet alle zwei Jahre eine systematische Bestandsaufnahme des gesamten deutschen Bildungssystems auf Basis von Daten der amtlichen Statistik und sozialwissenschaftlichen Erhebungen.