01.09.2022 | Redaktion | DGB

Mehr Auszubildende zufrieden

DGB-Jugend legt Ausbildungsreport 2022 vor

Fast drei Viertel aller jungen Menschen in Ausbildung sind mit ihrer Situation "zufrieden" oder "sehr zufrieden". Wie der Ausbildungsreport 2022 der DGB-Jugend zeigt, ist die Ausbildungszufriedenheit gegenüber dem Jahr 2020 um zwei Prozentpunkte auf 73,3 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit 2009. Die Autorinnen und Autoren des Berichts sehen einen unmittelbaren Zusammenhang mit einer gestiegenen Ausbildungsqualität – allerdings je nach Ausbildungsberuf sehr unterschiedlich. Dagegen bewerteten die Befragten ihre Erfahrungen mit der Berufsorientierung sehr kritisch.

Ausschnitt aus der Titelseite des Ausbildungsreports

Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen ist das Schwerpunktthema des aktuellen Reports. Hier ergab die Umfrage ein wenig erfreuliches Bild: Lediglich gut ein Viertel der Auszubildenden (27,8 Prozent) ist der Auffassung, dass ihnen die Angebote der Berufsorientierung in der allgemeinbildenden Schule geholfen haben, ein weiteres Viertel (25,4 Prozent) gab an, die Angebote hätten weniger geholfen und knapp die Hälfte (46,8 Prozent) war sogar der Meinung, die schulische Berufsorientierung habe ihnen bei der Berufswahlentscheidung gar nicht geholfen. "Mit Blick auf die große Bedeutung, die einer qualitativ hochwertigen Berufsorientierung eigentlich zukommen müsste, sind diese Befunde ernüchternd", lautet das Fazit der Autorinnen und Autoren. Hier sei auch kein Einfluss der Corona-Pandemie auf das Antwortverhalten festzustellen.

Jede(r) Vierte empfindet die Berufsorientierung als hilfreich

Dass eine qualitativ hochwertige schulische Berufsorientierung einen wichtigen Beitrag zur Wahl des passenden Ausbildungsberufs leisten kann, zeigt sich aus Sicht der Autorinnen und Autoren unter anderem daran, dass von den Auszubildenden, die dieses Angebot als hilfreich bewerten, 38,7 Prozent eine Ausbildung in einem Wunschberuf absolvieren, hingegen lediglich 28,1 Prozent der Auszubildenden, denen die Berufsorientierung wenig oder gar nicht geholfen hat. Sie fordern deshalb den Ausbau schulischer Berufsorientierung und zugleich die Entwicklung einheitlicher Qualitätsstandards für die Berufsorientierung, die für alle Schulformen in allen Bundesländern verbindlich sein müssten. Außerdem empfehlen sie einen flächendeckenden Ausbau der Jugendberufsagenturen als zentrale Anlauf- und Beratungsstellen für alle Ausbildungsinteressierten.

Jede(r) Fünfte macht die Ausbildung nicht im geplanten Beruf

Erfreulicherweise konnten 31,2 Prozent der im Ausbildungsreport befragten Auszubildenden ihren Wunschberuf und weitere 41,4 Prozent zumindest einen von mehreren für sie interessanten Berufen erlernen. Gut ein Fünftel der Auszubildenden (21,1 Prozent) machte seine Ausbildung allerdings in einem Beruf, der eigentlich nicht geplant war. 6,2 Prozent bezeichneten ihren Ausbildungsberuf sogar nur als eine "Notlösung".

Die fachliche Qualität der Ausbildung macht sich an Kriterien wie dem Einhalten des Ausbildungsplans fest. Hier gaben 61,6 Prozent an, dass der Ausbildungsplan "immer" eingehalten wird. Allerdings sagte auch mehr als ein Drittel, dass es bei ihnen gar keinen Ausbildungsplan gebe. Ähnlich wie 2020 gab nur ein Drittel (32,5 Prozent) der befragten Auszubildenden, die ihren Ausbildungsplan "sehr gut" oder "gut" kennen und objektiv einschätzen können, ob eine zu verrichtende Tätigkeit ausbildungsfremd ist, an, "nie" für ausbildungsfremde Tätigkeiten eingesetzt zu werden. Mehr als jede(r) zehnte befragte Auszubildende (11 Prozent) ist nach eigener Aussage "immer" oder "häufig" mit ausbildungsfremden Tätigkeiten befasst.

Jede(r) Zehnte ist mit der fachlichen Qualität der Ausbildung unzufrieden

Der überwiegende Teil der Befragten gibt zwar an, formal zugeteilte Ausbilderinnen und Ausbilder zu haben (91,3 Prozent), doch sind sie bei 11,6 Prozent dieser Auszubildenden "selten" bis "nie" präsent. Von den Azubis, denen Ausbildungspersonal zur Verfügung steht, gaben lediglich gut zwei Drittel (70,5 Prozent) an, dass sie "immer" oder "häufig" eine gute Betreuung erhalten. Dagegen haben 13,2 Prozent den Eindruck, eher "selten" oder "nie" die Arbeitsvorgänge zu ihrer Zufriedenheit erklärt zu bekommen. Ein Großteil (72,4 Prozent) der befragten Auszubildenden ist mit der fachlichen Qualität im Ausbildungsbetrieb zufrieden und bewertet sie mit "gut" oder "sehr gut". Im Vergleich zu 2020 (72 Prozent) ist dieser Anteil konstant geblieben. Fast jede(r) zehnte Auszubildende (9,5 Prozent) hingegen bewertet die fachliche Qualität der Ausbildung im Betrieb nur als "ausreichend" oder "mangelhaft".

Bei der Ausbildungsqualität ist die Beurteilung je nach Branche sehr unterschiedlich: Am besten sind die Bewertungen bei den Berufen Industriemechaniker*in, Mechatroniker*in, Verwaltungsfachangestellte*r, Elektroniker*in für Betriebstechnik und Fachinformatiker*in; am schlechtesten sind sie bei den Berufen Kaufmann*frau im Einzelhandel, Friseur*in, Zahnmedizinische*r Fachangestellte*r, Hotelfachmann*frau und Koch*Köchin. Alle anderen Ausbildungsberufe liegen im Mittelfeld.

Weitere Informationen

  • DGB-Jugend: Ausbildungsreport 2022
    Die DGB-Jugend hat im Rahmen ihrer Berufsschultour bundesweit 14.428 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen im dualen System befragt.