15.07.2020 | Redaktion | Paritätischer Gesamtverband

Geflüchtete Frauen benachteiligt

Paritätischer gibt einen Überblick über Lebensbedingungen und Bedarfe

Geflüchtete Frauen wollen an der Gesellschaft partizipieren. In zentralen Bereichen gesellschaftlicher Teilhabe wie Bildung, Ausbildung und Arbeit werden sie jedoch noch immer stark benachteiligt. Ausgehend von einem Überblick über die Lebensbedingungen und aktuellen Herausforderungen im Aufnahme- und Integrationsprozess in Deutschland zeigt eine Broschüre des Paritätischen Gesamtverbands konkrete Bedarfe geflüchteter Frauen und stellt gelungene Praxisansätze aus der Unterstützungsarbeit vor.

Ausschnitt aus der Titelseite der Broschüre

Während des Asylverfahrens im Rahmen der Erstunterbringung werden viele geflüchtete Frauen in eine besonders passive Rolle gedrängt. Obwohl die Teilhabe Geflüchteter am Erwerbsleben, an Bildung und Ausbildung in Deutschland aktuell insgesamt gestiegen ist und 86 Prozent der geflüchteten Frauen gerne eine Beschäftigung aufnehmen würden, weisen sie im Vergleich zu geflüchteten Männern und auch zu jenen Frauen, die in Deutschland geboren sind, deutlich geringere Beschäftigungsquoten auf. Repräsentativen Daten einer Längsschnittbefragung von Geflüchteten zufolge hat sich die Erwerbsarbeit geflüchteter Frauen im Jahr 2016 mit 4 Prozent auf nur 6 Prozent im Jahr 2017 erhöht, während der Beschäftigungsanteil geflüchteter Männer in diesem Zeitraum von 15 Prozent auf 30 Prozent gestiegen ist.

Geflüchtete Frauen arbeiten häufiger in Niedriglohnbranchen, meist unter ihrem eigentlichen Qualifikationsniveau und erzielen durchschnittlich weniger Einkommen. Mit höherer Wahrscheinlichkeit gehen sie einer Teilzeitbeschäftigung nach. Die Geschlechterdifferenz ist vor allem zwischen 25 und 35 Jahren am größten, sodass Frauen mit Kindern eine besonders benachteiligte Gruppe unter ihnen darstellen.

"Was Frauen stärkt? Dass wir uns treffen und etwas gemeinsam machen und unsere Stärken zeigen, dass wir gut sind und alles machen können." - Teilnehmerin eines Empowerment-Projekts

 

Es sind patriarchale Strukturen, die häufig dazu führen, dass Frauen durchschnittlich geringere formale Bildungsqualifikationen und Erwerbserfahrungen haben. Die aufenthaltsrechtlichen Hürden wie Arbeitsverbote und ein eingeschränkter Zugang zur Regelschule sowie Vorstellungen von Genderrollen (Zuweisung der familiären Sorge- und Betreuungsarbeit für Kinder sowie Pflege von Angehörigen) verhindern für viele von ihnen einen umfänglichen Zugang zu Integrationsangeboten und zum Arbeitsmarkt.

Stärkung der Handlungskompetenzen

Um die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern, benötigen geflüchtete Frauen gezielte Informationen zur Orientierung und eine verstärkte Förderung des Zugangs zu Ausbildung, Weiterbildung und Arbeit, die Anerkennung von Abschlüssen, eine stärkere Unterstützung bei der Ausbildungsplatz- und Jobsuche und bei bürokratischen Angelegenheiten. Darüber hinaus helfen Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Frauen, die die Förderung von Teilhabe in ihrem Alltag stärken. Die Broschüre stellt eine Auswahl von Unterstützungs- und Empowermentprojekten vor, deren Ziel der Aufbau von Selbstbewusstsein und  Handlungskompetenzen und letztlich die Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens ist.

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