17.08.2021 | Redaktion | BIBB

Corona-Effekt auf Ausbildungsmarkt

BIBB-Analyse zeigt: Schrumpfung geht größtenteils auf Pandemie zurück

Der starke Rückgang der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote im Jahr 2020 ist zum weit überwiegenden Teil auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Nach einer Schätzung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) verursachten die Pandemie und die staatlichen Eindämmungsmaßnahmen etwa 41.500 weniger Ausbildungsplatzangebote, 39.200 weniger Nachfragende und 47.400 weniger Ausbildungsverträge. Das zeigt ein Vergleich der vor der Krise prognostizierten Entwicklung mit den tatsächlichen Zahlen.

Die im "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2020" veröffentlichte Prognose hatte einen Rückgang des Ausbildungsangebots um 9.300 Plätze, einen Rückgang der Ausbildungsplatznachfrage um 13.900 junge Menschen sowie einen Rückgang der Neuabschlüsse um rund 10.100 Verträgen vorausgesagt. Tatsächlich sank das Ausbildungsangebot 2020 um 50.700 Stellen. Die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildungsstelle nachfragten, verringerte sich um 53.000. Und die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge fiel infolge des sinkenden Angebots und der Nachfrage sowie der zunehmenden Passungsprobleme zwischen beiden Marktseiten um 57.600 niedriger aus als ein Jahr zuvor.

Die starke Schrumpfung des Marktes 2020 ist aber nicht ausschließlich auf das aktuelle Krisengeschehen zurückzuführen. Denn auch unabhängig von der Pandemie war insbesondere als Folge sinkender Schulabgängerzahlen mit einem tendenziellen Rückgang der Ausbildungsplatznachfrage, des Ausbildungsplatzangebots sowie der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zu rechnen, zumal auch nicht mehr von einer weiter steigenden Ausbildungsbeteiligung Geflüchteter ausgegangen werden konnte.

Schließung von Betrieben

Dass nun im Jahr 2020 ungeachtet der starken Rückgänge des Ausbildungsplatzangebots und der Ausbildungsplatznachfrage selbst in absoluter Hinsicht mehr Betriebe und mehr junge Menschen bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolglos blieben, kann als ein Effekt der zwischenzeitlichen Schließung von Betrieben beziehungsweise Reduktion von Betriebsabläufen und Berufsorientierungsmaßnahmen interpretiert werden.

An der Vermittlung und der Förderung der Passung von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt sind üblicherweise zahlreiche Institutionen von der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit über Ausbildungsmessen bis hin zu Betriebs- und Ausbildungsbotschafterbesuchen in Schulen beteiligt und größtenteils auch systematisch miteinander verwoben. Sie alle konnten im Laufe des Jahres nur unter eingeschränkten Bedingungen arbeiten und kooperieren. Dies erschwerte und verzögerte notgedrungen auch ihre Dienstleistungen gegenüber den Betrieben und jungen Menschen mit negativen Effekten sowohl auf die Höhe von Angebot und Nachfrage als auch im Hinblick auf die Passung zwischen beiden Marktseiten.

Die Autorinnen und Autoren der Analyse betonen, dass es sich bei den ermittelten Effekten naturgemäß nur um Schätzungen handeln kann, denn alle Berechnungsmodelle  - auch das vom BIBB angewendete PROSIMA-Modell - unterliegen einem Unsicherheitsbereich. Die geschätzte Zahl von 47.400 durch Corona verursachten zusätzlichen Vertragsverlusten zeigt die wahrscheinlichste Variante der im Unsicherheitsbereich liegenden Werte.

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