26.01.2012 | Dr. Alfred Lumpe und Nikolas Kruse

Der Berufswahlpass

Jungen Menschen bei der Wahl eines passenden Berufes schon frühzeitig Orientierung zu ermöglichen, wird immer mehr zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Thema. Eine hohe Aufmerksamkeit gilt den Stärken jedes Einzelnen, sie zu entdecken und zu fördern und sie einmünden zu lassen in einen passenden Beruf, zum persönlichen Wohl und zum Wohl der Gesellschaft.

Der Berufswahlpass

Der Berufswahlpass unterstützt diesen Prozess seit vielen Jahren. Mit seiner bundesweiten Verbreitung und den Erfahrungen aus den Bundesländern ist er Leitmedium für die Berufsorientierung und Begleiter vieler Jugendlicher in einer Zeit des Umbruchs, um sie zu unterstützen und stark zu machen für den Übergang von der Schule in den Beruf.

Im Berufswahlpass dokumentieren und belegen die Jugendlichen ihre Schritte zur ersten Berufswahlentscheidung, ihre Stärken, Fähigkeiten, Interessen und Ziele. Dabei ordnen sie Materialien und Informationen sinnvoll an, so dass sie bei Bewerbungsverfahren schnell und sicher wiederzufinden sind. Mit einem Abschnitt zur Lebensplanung zielt der Berufswahlpass auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortung auch nach einem erfolgreichen Anschluss und Übergang in den Beruf. Der Berufswahlpass stellt Angebote zur Berufsorientierung vor, enthält Vorlagen, die den Prozess der beruflichen Entscheidungsfindung unterstützen und bietet Raum für ergänzende selbst erstellte oder erworbene Dokumente.

Den Berufswahlpass setzen Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen ein, die Jugendliche mithilfe verschiedener schulischer und außerschulischer Angebote auf die Arbeitswelt vorbereiten und in Ausbildung, Studium oder eine spätere Arbeit begleiten. Ziel ist ein persönliches Stärkenprofil, das im Einklang steht mit eigenen Zukunftsüberlegungen sowie mit den Anforderungen eines ausgewählten Berufes/Berufsfeldes bzw. einer weiterführenden Schule oder Universität. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit ihrem Berufswahlpass weitgehend selbstständig und eigenverantwortlich und werden durch den Berufswahlpass bei ihrer individuellen Lernplanung unterstützt.

Im Detail

Zusatzpaket für die Sekundarstufe II

Der Berufswahlpass als Standardinstrument der Berufsorientierung bietet auch Materialien für die Arbeit an Gymnasien in den Sekundarstufen II. Dieses Zusatzpaket kann kostenfrei auf der Internetseite heruntergeladen, ausgedruckt und in den Berufswahlpass eingeheftet werden. In den Materialien zur Studienwahlvorbereitung sind die wichtigsten Informationen zur Aufnahme eines Studiums, die Studienabschlüsse sowie die unterschiedlichen Hochschularten im Pass zusammengetragen – alle Informationen, um sich grundlegend für einen Studiengang und eine Hochschule zu entscheiden, sind im Portfolio vorhanden.

Die angebotenen Materialien im Pass stellen eine Grundstruktur dar. Zusätzliche Materialien, die von den Schulen individuell verändert oder ergänzt werden können, sind im Internet unter www.berufswahlpass.de zu finden. In Verantwortung der Schülerin und des Schülers - und anfangs ihrer/seiner Eltern - erfolgt eine Ergänzung mit individuellem Material. Zu respektieren ist, dass die Schülerin/der Schüler selbst entscheidet, welche Inhalte des Berufswahlpasses sie/er in Beratungs- und Bewerbungssituationen einbringt.

Zusammenarbeit mit Partnern und die Einbindung weiterer Angebote

Mit dem Berufswahlpass wird auch eine Brücke zu den außerschulischen Partnern geschlagen. Insbesondere im ersten Teil, Angebote zur Berufsorientierung, können Unternehmen und Institutionen vor Ort, die mit der Schule zusammenarbeiten, sich und ihre Unterstützung der Berufsorientierung darstellen. Praktikums- und Ausbildungsbetrieben kann der Berufswahlpass einen Überblick über den Entwicklungsprozess des einzelnen Bewerbers verschaffen. Außerdem können von Praktikantinnen und Praktikanten erbrachte Leistungen darin zertifiziert werden.

Mit dem Berufswahlpass werden weitere Akteure, insbesondere die Berufsberatung der Agentur für Arbeit mit ihren Angeboten und Informationsmöglichkeiten, strukturiert in den Berufsorientierungsprozess eingebunden. Der Berufswahlpass unterstützt die Schulen und Träger auch bei der Umsetzung der Elemente des BMBF-Bildungskettenprogramms und kann damit zur Erhöhung der Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen beitragen. Lehrkräfte, Eltern, Berufsberaterinnen und -berater, Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter, Anbieter von außerschulischen BO-Maßnahmen sowie Unternehmen, die Betriebserkundungen und Betriebspraktika durchführen, nutzen den Pass, um die Jugendlichen auf ihrem Weg in die berufliche Zukunft zu begleiten und Zwischenergebnisse festzuhalten.

Für Betriebe/Unternehmen besteht auch die Möglichkeit, durch Sponsoring des Berufswahlpasses, Jugendliche bei der Berufsorientierung zu unterstützen und sich damit frühzeitig im Prozess der Berufsorientierung den Jugendlichen als Ausbildungsbetrieb vorzustellen.

Entstehung des Berufswahlpasses

Der Berufswahlpass entstand im Rahmen des Programms „Schule – Wirtschaft / Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Projekt „Flexibilisierungsbausteine und Berufswahlpass“, das als Verbundprojekt der Länder Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein durchgeführt wurde. Das Projekt endete im Dezember 2005. Die daraufhin gegründete „Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass“, der auch Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beitraten, entwickelt seitdem den Berufswahlpass weiter.

Internetadresse

  • www.berufswahlpass.de
    Informationen zu weiteren Materialien, Online-Ergänzungen sowie Bezugsquellen in den einzelnen Bundesländern bietet die Internetseite der Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass

Gruppe Berufswahlpass bei ueberaus.de

In der Community finden Sie eine offene Gruppe zum Thema Berufswahlpass. Dort können Sie sich zur Nutzung des Berufswahlpasses austauschen und direkt mit Herrn Kruse in Kontakt treten.

Die Autoren

Nikolas Kruse ist Koordinator der Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass an der Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg