19.10.2023 | Redaktion | f-bb

Berufsbildung attraktiv gestalten

Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) stellt fünf Thesen auf

Der demografische Wandel führt dazu, dass einem steigenden Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften eine sinkende Zahl potenzieller Auszubildender gegenübersteht. Gleichzeitig erwerben immer mehr junge Menschen eine Studienberechtigung und können zwischen Ausbildung und Studium wählen. Das Berufsbildungssystem steht unter einem hohen Anpassungsdruck, denn immer mehr Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) stellt fünf Thesen auf, wie die Berufsbildung modern und attraktiv gestaltet werden kann.

Bild: ehrenberg-bilder/Adobe Stock

Im Rahmen einer Institutskonferenz identifizierte das f-bb- im Workshop "Gegenwart und Zukunft der dualen Ausbildung - Highway to ...?" fünf Handlungsfelder, die für eine moderne und attraktive Berufsbildung entscheidend sein könnten: die Digitalisierung, eine Transformation der Arbeitswelt im Sinne von „New Work“-Modellen, eine stärkere Verankerung von Konzepten zur Nachhaltigkeit, einem gleichberechtigteren Zugang zur beruflichen Ausbildung sowie der Ermöglichung von mehr Flexibilität, etwa durch Teilqualifikationen.

Die fünf Handlungsfelder im Einzelnen:

  • Die digitale Transformation zügig vorantreiben: Ausbildungsinhalte und -prozesse müssen kontinuierlich weiter angepasst werden, etwa durch den Einsatz von digitalen Lernangeboten und der Aktualisierung der Ausbildungsinhalte mit Blick auf neue Technologien wie erweiterte Realität (XR), additive Fertigung und KI. Dabei ist es wichtig, Trends frühzeitig zu erkennen, zu beschreiben und in die Ausbildungsordnungen einfließen zu lassen, auch durch neue Berufe.
  • New Work Modelle in allen Branchen entwickeln: Wenn sich Unternehmen auf die Möglichkeiten von New Work in der Ausbildung einlassen, erhöht dies die Attraktivität von Ausbildungsberufen für junge Erwachsene. Um Modelle des digitalen, flexiblen, mobilen und selbstverantwortlichen Arbeitens umzusetzen, braucht es neben technischen und organisatorischen Konzepten auch ein neues Verständnis von Führung und Ausbildung, damit der Dreiklang Technik, Organisation und Mensch funktioniert.
  • Nachhaltigkeit stärker verankern: Dies erfordert ein Umdenken bei Jugendlichen, dem Ausbildungspersonal, der gesamten Belegschaft sowie den Akteuren im Umfeld von Berufsschulen und anderen Lernorten. Politische Rahmenbedingungen wie die Modernisierung der Ausbildungsberufe können dazu beitragen, Ansätze zur Gestaltung nachhaltiger betrieblicher Lernorte kommen hinzu. Vorgeschlagen werden gezielte Qualifizierungsangebote, die niedrigschwellig in den Arbeits- und Ausbildungsprozess integriert werden können.
  • Gleichberechtigter Zugang zur beruflichen Ausbildung: Die berufliche Bildung muss so gestaltet werden, dass sie eine attraktive Option für Jugendliche aller Leistungsniveaus, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Migrationshintergrund darstellt. Ein zentraler Baustein hierfür ist die Berufsorientierung. Um die intendierte Wirkung zu erzielen, muss sie jedoch umfassender, kooperativer und systematischer in den Lehrplan integriert werden.
  • Mehr Flexibilität in der Ausbildung ermöglichen: Die Möglichkeit, über Teilqualifikationen einen Berufsabschluss zu erwerben, muss für Menschen ohne formal abgeschlossene Berufsausbildung eine echte Alternative sein. Die Validierung und Anerkennung vorhandener Kompetenzen ist wichtiger denn je. Der Handlungsbedarf steigt, da die Zahl der 20- bis 34-Jährigen ohne Berufsausbildung zwischen 2015 und 2021 auf 2,64 Millionen angestiegen ist. Das sind 17 Prozent der Alterskohorte.

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