31.10.2023 | Redaktion | DKJS

Es darf niemand verloren gehen

Publikation der DKJS zum Übergang ohne oder nur mit Hauptschulabschluss

22 Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger haben laut Statistischem Bundesamt das Schuljahr 2020/21 ohne beziehungsweise nur mit Hauptschulabschluss abgeschlossen. Eine neue Publikation der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) beschäftigt sich aus verschiedenen Perspektiven mit den Herausforderungen dieser Gruppe am Übergang von der Schule in den Beruf. Ziel ist es, das Thema stärker in den politischen und gesellschaftlichen Blick zu rücken und auf eine Verbesserung der Ausbildungschancen für die betreffenden Jugendlichen hinzuwirken.

Bild: Yuliia/Adobe Stock

Die Ausbildungschancen für Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne beziehungsweise nur mit Hauptschulabschluss seien vergleichsweise schlecht, so die DKJS-Veröffentlichung "22 % – Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung". Eine Verbesserung der Zukunftsperspektiven für diese jungen Menschen sei dringend notwendig, um den Fachkräftebedarf zu decken sowie die wirtschaftliche Teilhabe und den gesellschaftlichen Zusammenhalt sicherzustellen. Die Publikation betrachtet den Übergang von der Schule in den Beruf aus drei verschiedenen Blickwinkeln: Nach einer wissenschaftlichen Einordnung berichten Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis über ihre Erfahrungen. Auch die Jugendlichen selbst kommen mit ihren Sorgen und Hoffnungen am Ende jedes Kapitels zu Wort.

Zu Beginn stellt die Analyse die Lebenswelten der jungen Menschen in den Fokus und fragt, wie sie in ihre berufliche Zukunft blicken. Bildungsbegleiterin Anette Mayer merkt an, dass der gelingende Übergang auch von den Ansprüchen der Betriebe abhängt. Es könne sich für Betriebe lohnen, interessierten und engagierten Jugendlichen eine Chance zu geben, auch wenn sie keine Bestnoten mitbringen.

"Für Schüler:innen mit besserem Zeugnis oder Abitur ist die Ausbildung oft nur eine berufliche Zwischenstation – diese Fachkräfte gehen den Firmen später wieder verloren."

 

Zu den Problemen am Übergang und der Frage nach dem Warum äußert sich unter anderem Elke Hannack vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie erklärt, dass es insbesondere für junge Menschen mit Startschwierigkeiten zu wenig individuelle Unterstützung gebe. Gebraucht werde eine persönliche Beratung in einem ermutigenden und vertrauensvollen Umfeld und Unterstützungsstrukturen an Schulen wie Schulsozialarbeit. Für einen gelingenden Übergang zwischen Schule und Beruf sei außerdem ein gemeinsames koordiniertes Vorgehen von Schulen, Arbeitsagenturen und Ministerien entscheidend.

Nach der Betrachtung der Herausforderungen werden erfolgreiche Ansätze, Strukturen, Institutionen und Menschen vorgestellt, die Perspektiven eröffnen. Einblicke in die Mentoring-Programme fit nach vorn, JOBLINGE und ROCK YOUR LIFE! machen deutlich, dass Mentoring eine Bereicherung für jede pädagogische Arbeit ist.

Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken

Abschließend blicken die Autorinnen und Autoren in die Zukunft und fragen, wie diese aussehen und gelingen kann. Stefan Willer von der Humboldt-Universität zu Berlin hält fest, dass es lohnenswert sein kann, wenn wir unsere Vorstellungen von künftigen Lebens- und Arbeitswelten erweitern und die aktuellen und möglichen Verhältnisse kritisch prüfen. Berufsbildungsforscher Peter Euler spricht sich dafür aus, bei der Gestaltung der Maßnahmen des Übergangssektors vom bisherigen Prinzip der Separation abzukommen. Statt Jugendliche getrennt von einer Ausbildung vorzubereiten, um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz verbessern, seien in die Ausbildung integrierte Fördermaßnahmen vielversprechender.

Der Geschäftsführer der DKJS, Frank Hinte, zieht das Fazit, dass die deutsche Gesellschaft mehr Chancengerechtigkeit und wirtschaftliche Teilhabe, mehr Fachkräfte sowie einen wieder wachsenden gesellschaftlichen Zusammenhalt braucht.

"Wir brauchen diese Jugendlichen nicht nur, sondern wir wollen sie auch! Und zwar jede:n einzelne:n von ihnen, weil jeder Mensch in unserem Land das Recht und die Chance auf ein erfülltes Leben haben soll."

 

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