12.08.2021 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Ausbildungsgarantie bringt Fachkräfte

Bertelsmann Stiftung erwartet bei Einführung deutlichen Zuwachs

Bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte pro Jahr errechnete die Bertelsmann Stiftung als Folge der möglichen Einführung einer Ausbildungsgarantie. Demnach ließe sich so nicht nur der wachsenden Zahl von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz entgegensteuern. Die Stiftung erwartet sich davon auch ein deutliches Wachstum des Bruttoinlandprodukts. Bereits nach acht Jahren überstiegen die zu erwartenden zusätzlichen Staatseinnahmen die mit der Einführung der Ausbildungsgarantie entstehenden Kosten.

Bild: Robert Kneschke/Adobe Stock

Das Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien hat das österreichische System der Ausbildungsgarantie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung  auf Deutschland übertragen - in Österreich gibt es sie seit dem Jahr 2008. Die makroökonomische Simulation zeigt in unterschiedlichen Szenarien, dass sich eine Ausbildungsgarantie auch in Deutschland für Jugendliche, für die Wirtschaft und für die Gesellschaft auszahlt. Die Berechnung von bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte pro Jahr basiert auf der Annahme, dass von den 78.000 Jugendlichen in Deutschland ohne Ausbildungsplatz gemäß den österreichischen Erfahrungen etwa 40 Prozent die Ausbildungsgarantie nutzen und zwei Drittel von ihnen auch zu einem erfolgreichen Abschluss kommen.

Von der Ausbildungsgarantie profitiert aus Sicht der Bertelsmann Stiftung zum einen die Volkswirtschaft als Ganzes. Sie trägt zu einem höheren Bildungsstand und damit zu einer höheren Produktivität bei, womit auch das Bruttoinlandsprodukt von Jahr zu Jahr wächst: Legt man das für 20.000 zusätzliche Absolventinnen und Absolventen pro Jahr berechnete Szenario zugrunde, steigt das Bruttoinlandsprodukt nach zehn Jahren bereits um 2,6 Milliarden Euro pro Jahr, nach 20 Jahren ergeben sich mehr als 8 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich. Für die öffentlichen Haushalte verursacht die Ausbildungsgarantie Kosten in Höhe von rund 1,44 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise 72.000 Euro pro Azubi. Gleichzeitig steigen jedoch die staatlichen Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, sodass sich die Investition aus staatlicher Sicht bereits ab dem neunten Jahr auszahlt. Zudem sinkt die Arbeitslosenquote langfristig um 0,26 Prozentpunkte und die effektive Beschäftigung steigt um 0,69 Prozent.

Aber auch die Absolventinnen und Absolventen selbst profitieren von der Aubsildungsgarantie: Nach Berechnungen des IHS beträgt die Differenz zwischen dem Brutto-Lebensarbeitseinkommen von Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung und Personen mit niedrigerem Bildungsniveau in Deutschland durchschnittlich 580.000 Euro (ausgedrückt in Preisen von 2019). Das ist ein Plus von 63 Prozent.

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