21.07.2020 | Redaktion | PM DIHK

DIHK-Ausbildungsumfrage 2020

Das Lehrstellenangebot sinkt, doch es besteht Hoffnung auf Nachholeffekte

Corona-Pandemie, wirtschaftliche Eintrübung, erfolglose Suche nach Azubis in den Vorjahren und eine weiterhin hohe Studierneigung sind die Gründe dafür, dass trotz vieler kreativer Ansätze seitens der Unternehmen das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in diesem Jahr niedriger ausfällt als 2019. Es gibt aber noch immer vielfältige Chancen – das geht aus der jüngsten Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor, an der sich 15.001 Unternehmen beteiligten.

Ausschnitt aus Titelbild der Ausbildungsumfrage 2020
Ausschnitt aus Titelbild des Berichts zur DIHK-Ausbildungsumfrage 2020

Dass das betriebliche Lehrstellenangebot im Branchendurchschnitt aktuell um gut sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt, erklärt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks vor allem mit der Covid-19-Pandemie, die ihre Spuren auch im Ausbildungsmarkt hinterlässt: "Viele Betriebe sind derzeit gezwungen, auf Sicht zu fahren. Sie überdenken daher auch ihre Ausbildungsentscheidungen gründlich und verschieben bei Bedarf."

Allerdings habe sich schon im Herbst 2019 vor allem in Teilen der Industrie eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation abgezeichnet. Dercks gibt zu bedenken, dass die Betriebe ihr Ausbildungsangebot im Interesse der Fachkräftesicherung in den vergangenen Jahren stark aufgestockt haben – auf einen Höchststand 2019 - , dann aber zu wenig Bewerbungen auf die angebotenen Ausbildungsplätze eingingen. Zudem ist ein Faktor dafür, dass manche Unternehmen ihr Ausbildungsplatz-Angebot herunterfahren, die steigende Studierneigung von Schulabgängerinnen und Schulabgängern.

Bei vielen Unternehmen gibt es daher auch kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch unbesetzte Ausbildungsplätze. Im Interesse der Betriebe und der suchenden Jugendlichen engagieren sich die Industrie- und Handelskammern gemeinsam mit den Arbeitsagenturen, die vorhandenen Plätze zu besetzen. Bewerbungsgespräche finden inzwischen wieder direkt (59 Prozent) oder per Video- und Telefonkonferenzen (21 Prozent) statt.

Fachkräfte mit guten Übernahmeperspektiven

Die Tatsache, dass trotz angespannter Arbeitsmarktlage 62 Prozent der Betriebe alle ausgelernten Azubis und weitere drei Prozent fast alle Azubis übernehmen werden, macht deutlich, wie wichtig den Unternehmen die Fachkräftesicherung nach wie vor ist. Hier ist nur ein leichter Rückgang gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen.

Wenn rund 38 Prozent der Betriebe davon ausgehen, 2020 nicht alle Auszubildenden in eine anschließende Beschäftigung zu übernehmen, werden unter anderem das „Fahren auf Sicht“ und die unklaren Perspektiven der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung als Gründe angeführt. Dabei ist es längst nicht immer die Entscheidung des Unternehmens, dass ausgelernte Azubis ebendieses verlassen. Einige junge Fachkräfte suchen bewusst nach Perspektiven jenseits ihres Ausbildungsbetriebs – zum Beispiel in Form eines Wechsels zum Wettbewerber, der Aufnahme eines Studiums oder einer ganz neuen beruflichen Orientierung.

Kreative Lösungen im Ausbildungsalltag

Ob die Mitarbeit im unternehmenseigenen Corona-Krisenstab, eine zeitweise Ausbildung in Teilzeit oder das Homeoffice für Azubis: individuelle Lösungen haben Ausbildungsbetriebe und Azubis durch die Pandemie-Zeit gebracht und neue Erfahrungen sammeln lassen. Nicht jede Empfehlung zur flexiblen Gestaltung von Ausbildung passt in jede Branche oder jeden Betrieb - insgesamt hat sich das duale Ausbildungssystem hier aber als sehr beweglich gezeigt.

Digitalisierung im Fokus

Unternehmen berichten, dass sie einen deutlichen Digitalisierungsschub erlebt, sich Arbeitsweisen verändert haben. Die Digitalisierung wird zunehmend als Chance begriffen - aber auch als Herausforderung. Denn die Krise hat deutlich gemacht, dass an einigen Stellen dringender Nachholbedarf besteht. So fehlt es vor allem an vielen Berufsschulen an einer zeitgemäßen Ausstattung, die es aber braucht, damit die jungen Fachkräfte am Ende ihrer Ausbildung den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gewachsen sind und gut vorbereitet in den Beruf starten können.

Bei der Umsetzung des Digitalpakts wünschen sich die IHK-Ausbildungsbetriebe zu 74 Prozent eine digitale Lernplattform und zu 64 Prozent Blended Learning-Angebote für ihre Auszubildenden.

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