21.08.2017 | PM BIBB | Redaktion

Berufsschule im Wandel

Untersuchung des BIBB zeigt aktuelle Situation und Strategien für die Zukunft

Bei den deutschen Berufsschulen hat der Rückgang der Schülerzahlen bereits zu Schließungen von Klassen und ganzen Schulen geführt. Deshalb wird je nach Ausbildungsgang eine wohnortnahe Beschulung zunehmend schwieriger. Dies ist eines der Ergebnisse einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit dem Titel "Berufsschule im dualen System - Daten, Strukturen, Konzepte".

Lehrer mit Schülerinnen und Schülern im Gespräch
Bild: goodluz/Fotolia

Demografischer Wandel, die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt, der Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie eine zunehmend heterogene Schülerschaft: Diesen vielfältigen Herausforderungen hat sich die duale Berufsausbildung zu stellen - und die Berufsschule mit ihr. Grund genug für das BIBB, zum Lernort Berufsschule eine Sichtung der aktuellen Situation und der unterschiedlichen Herangehensweisen in den Bundesländern sowie einen bundesweiten Vergleich vorzunehmen. Als wichtige Punkte zeigen sich dabei insbesondere zwei Bereiche: Die Rekrutierung und Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals sowie die Notwendigkeit einer intensiven Lernortkooperation, also einer guten Abstimmung zwischen den beiden Lernorten Betrieb und Berufsschule.

Verstärkte Differenzierung, größere Heterogenität

Die BIBB-Untersuchung beruht auf vorhandenen Daten, Literaturrecherchen, Sekundäranalysen und Fallstudien mit Expertinnen- und Experteninterviews aus Kultusministerien und Berufsschulen. Sieben Berufe wurden exemplarisch für die genauere Betrachtung der Beschulungssituation ausgewählt: Maurer/-in, Konstruktionsmechaniker/-in, Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Fachinformatiker/-in, Hotelkaufmann/-frau, Revierjäger/-in und Modist/-in. Für diese Berufe wurden die Schülerzahlen nachgezeichnet, die Gestaltung des berufsbezogenen Unterrichts betrachtet sowie mögliche Formen einer Lernortkooperation ermittelt.

Neben dem Rückgang der Schülerzahlen zeigt die Untersuchung weitere Herausforderungen für die Berufsschulen:

  • Auch die verstärkte Differenzierung innerhalb von Ausbildungsberufen hat Folgen: Es wird zunehmend schwieriger, eine Beschulung nach Fachrichtungen im letzten Ausbildungsabschnitt zu gewährleisten.
  • Die sehr unterschiedliche Zusammensetzung der Berufsschulklassen, sei es mit Blick auf die schulische Vorbildung der Schüler/-innen, die unterschiedlichen Branchen sowie die unterschiedlichen Betriebsgrößen, in denen die Jugendlichen ausgebildet werden, stellt für die Berufsschulen eine zunehmende Herausforderung dar.

Kooperation zwischen Betrieb und Berufsschule entscheidend

Da sich die Situation in den Bundesländern aufgrund regionaler Unterschiede, der Besonderheiten in einzelnen Ausbildungsberufen sowie der unterschiedlichen Organisation des Berufsschulunterrichts unterscheidet, kann es pauschale Lösungsansätze nicht geben. Aus der BIBB-Untersuchung lässt sich aber übergreifend festhalten:

  • Ein enger Kontakt und eine gute Kooperation zwischen Betrieb und Berufsschule sind von entscheidender Bedeutung, um die Unterrichtsqualität durch aktuelle und realitätsnahe Aufgabenstellungen zu verbessern. Gerade vor dem Hintergrund der dynamischen technologischen Entwicklung in der Wirtschaft spielt die Lernortkooperation eine bedeutende Rolle.
  • Alle Länder stehen vor der Aufgabe, für einen qualitativ hochwertigen Unterricht entsprechendes Personal zu rekrutieren und dieses fachspezifisch und realitätsnah aus- und weiterzubilden. Insbesondere die Rekrutierung in gewerblich-technischen Berufen erweist sich als schwierig. Hier könnten, so die BIBB-Analyse, länderübergreifende Beschulungskonzepte hilfreich sein, um fachspezifischen Unterricht zu gewährleisten. Gleichzeitig gilt es, das Lehramt an Berufsschulen wieder attraktiver zu machen, Qualifizierungsbedarfe zu decken und den Personalmangel zu lindern.
  • Weitere Lösungsoptionen könnten möglicherweise die Gestaltung standortübergreifender Schulentwicklungsplanung, die Schaffung von Informations- und Kommunikationsstrukturen, moderne E-Learning-Angebote, die Einrichtung jahrgangsübergreifender Fachklassen und die Entwicklung individualisierter Unterrichtskonzepte sein.