30.11.2023 | Redaktion | Aktion Mensch

Weniger Arbeitslose mit Behinderung

Inklusionsbarometer 2023 zeigt Bild mit Licht und Schatten

Der Inklusionsbarometer Arbeit 2023 der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Instituts zeigt ein Bild mit Licht und Schatten: Zwar hat sich die Anzahl der Arbeitslosen mit Behinderung im vergangenen Jahr um rund fünf Prozent auf 163.507 reduziert, ist allerdings seit April wieder höher als Ende 2022. Der Gesamtwert des Inklusionslagebarometers hat einerseits mit 109,8 einen Höchstwert erreicht, andererseits beschäftigt mehr als ein Viertel der dazu verpflichteten Betriebe in Deutschland nach wie vor keine Menschen mit Behinderung. Eine strukturelle Diskriminierung bleibt bestehen.

Klick zum VergrößernEntwicklung des Inklusionslagebarometers seit 2018 - Grafik: Aktion Mensch

Die Arbeitslosenquote ist bei Menschen mit Behinderung 2022 auf einen Tiefstwert von knapp unter 11 Prozent gesunken, liegt aber noch immer mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Quote – die zudem im Vergleich stärker gesunken ist. Erfreulich ist, dass die Entlassungsneigung der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer ist. Allerdings gibt es immer noch große Vorbehalte bei der Einstellung von Menschen ohne Behinderung: Personalverantwortliche scheuen sich besonders in Zeiten des Abschwungs, Menschen mit Behinderung einzustellen, da sie diese oft irrtümlicherweise mit Mehrkosten und Mehraufwand verbinden. Menschen ohne Behinderung haben eine mehr als doppelt so hohe Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden als Menschen mit Behinderung.

Beschäftigungspflicht der Betriebe

Fast 175.000 Unternehmen in Deutschland mit mehr als 20 Beschäftigten sind gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Der Anteil der Betriebe, die all ihre Pflichtarbeitsplätze besetzen, fiel in diesem Jahr jedoch auf 39 Prozent und markiert damit den niedrigsten Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers. Jedes vierte verpflichtete Unternehmen beschäftigt gar keinen Menschen mit Behinderung, sondern zahlt lieber die Ausgleichsabgabe.

Der Inklusionslagebarometer zeigt die aktuelle Tendenz bei der Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt. Er wird berechnet, indem zehn Teilindikatoren in Beziehung zu einem Fünf-Jahres-Durchschnitt gesetzt werden. Liegt der Wert über 100, ist die aktuelle Lage besser als im Fünf-Jahres-Basiszeitraum, liegt der Wert unter 100, hat sich die Lage für Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt verschlechtert.

Dies sind die zehn Teilindikatoren:

  • Beschäftigungsquote Schwerbehinderter
  • Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten
  • Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen arbeitslosen Schwerbehinderten
  • Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten
  • Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten in % der allgemeinen Arbeitslosenquote
  • Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter in % der allgemeinen Dauer
  • Erwerbsquote der Schwerbehinderten
  • Anträge auf Kündigung Schwerbehinderter
  • Anteil der Unternehmen, die mindestens einen Pflichtarbeitsplatz besetzen
  • Anteil der Unternehmen, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzen

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