07.09.2020 | Redaktion | Inklusionspreis 2020

Vier Gewinner beim Inklusionspreis

Wettbewerb der deutschen Wirtschaft wurde zum achten Mal durchgeführt

Die Zahntechnik Leipzig, die Matthias Hartmann Orthopädie + Sport GmbH im hessischen Dillenburg, die Shuyao Teekultur in Düsseldorf und die Porzellanfabrik Hermsdorf (Brandenburg) – das sind die vier Preisträger des Inklusionspreises für die Wirtschaft 2020. Der Preis prämiert vorbildliche Praxisbeispiele in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Seine Initiatoren sind die Bundesagentur für Arbeit, die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die Charta der Vielfalt und das UnternehmensForum.

Klick zum VergrößernMitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Shuyao GmbH - Bild: Harms/zeichensetzen

In der Kategorie "Nicht beschäftigungspflichtiges Unternehmen" wurde das Unternehmen Zahntechnik Leipzig ausgezeichnet. Der Inhaber Henry Goepel beschäftigt seit 2018 eine gehörlose Zahntechnikermeisterin, die dank sehr hoher Konzentrationsfähigkeit hervorragende Leistungen erbringt. Er investierte in technische Geräte, die visuelle Signale aussenden, welche von ihr wahrgenommen werden können. Durch diese Investitionen können auch zukünftig Menschen mit Hörbehinderung beschäftigt werden. Um gehörlose Nachwuchskräfte selbst auszubilden zu können, arbeitet Zahntechnik Leipzig mit dem örtlichen Berufsbildungswerk für Hör- und Sprachgeschädigte zusammen. Eine weitere Mitarbeiterin mit Behinderung ist seit September 2019 im Dentallabor tätig.

Die Matthias Hartmann Orthopädie + Sport GmbH erhielt den Preis in der Kategorie "Kleines Unternehmen I". Der Betrieb ist auf das orthopädische Schuhmacher-Handwerk spezialisiert und versorgt Menschen, die an Fehlstellungen leiden oder Behinderungen haben, mit maßgefertigten orthopädischen Schuhen und Einlagen. Als Fachkraft im Schuhmacherhandwerk stellte der Inhaber Matthias Hartmann 2018 Ismail H. ein. Der junge Mann war 2015 aus seinem Heimatland geflüchtet. Er hat eine starke Gehbehinderung und konnte weder lesen noch schreiben, als er nach Deutschland kam. Mit guten handwerklichen Leistungen überzeugte er schon im Praktikum. Heute repariert er vorrangig Schuhe und bearbeitet Kappen und Einlagen an einer speziell umgebauten Maschine, an der er sitzend arbeiten kann. Zudem beschäftigt das Unternehmen eine hörgeschädigte Orthopädieschuhmacherin.

Ressourcen sehen, nicht Defizite

Unter dem Motto "tradition meets tea to go" hat sich die Shuyao GmbH die Übertragung der 5.000-jährigen fernöstlichen Teekultur in den modernen Alltag zur Aufgabe gemacht. In der Kategorie "Kleines Unternehmen II" wurde dem Betrieb der Inklusionspreis zugesprochen, weil er zunächst eine gehörlose und eine hörbehinderte Mitarbeiterin beschäftigte. Seitdem sind stetig weitere Beschäftigte mit Behinderungen hinzugekommen, neben Menschen mit Hörbehinderungen auch Mitarbeitende mit Lese-/Schreib- und Rechenschwäche sowie Lernbehinderung. Zu ihren Aufgaben zählen die Handkonfektionierung der Tees, die Verpackung, die Logistik und verwaltende Tätigkeiten.

Wer die Porzellanfabrik Hermsdorf besucht, bekommt gleich zu Beginn eine Vorstellung davon, dass Inklusion ganz selbstverständlich zur Unternehmenskultur gehört: Die beiden Mitarbeiterinnen am Empfang sind Rollstuhlfahrerinnen. Die Porzellanfabrik erhielt den Preis in der Kategorie "Mittelständisches Unternehmen". Für die Barrierefreiheit im Gebäude sorgen zwei Aufzüge und ein entsprechender Sanitärraum, aber auch Hebehilfen und flexible Arbeitszeiten. Junge Fachkräfte auszubilden und dabei ihre Ressourcen, nicht ihre Defizite im Blick zu haben, ist das Unternehmensprinzip – auch bei der Ausbildung eines schwer sehgeschädigten Jugendlichen.

Weitere Informationen

  • Website des Inklusionspreises
    Schirmherr des Inklusionspreises für die Wirtschaft 2020 ist der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil.