Redaktion | SVR

Ungleiche Bildungschancen

Analyse zur Bildungsbenachteiligung junger Menschen mit Migrationshintergrund

Die schulischen Kompetenzen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund bleiben weiterhin erheblich hinter denen von Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund zurück. Während der Corona-Pandemie hat sich dieser Abstand nach Jahren zunehmender Annährung sogar wieder vergrößert. Auch in der beruflichen Bildung und im Studium setzt sich dies fort. In dem gerade aktualisierten Faktenpapier "Ungleiche Bildungschancen" weist der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) auf die anhaltende Bildungsbenachteiligung junger Menschen mit Migrationshintergrund hin.

auremar/Adobe Stock

Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht grundsätzlich bildungsbenachteiligt. Bei gleichem Bildungshintergrund der Eltern und gleicher sozioökonomischer Lage erzielen Jungen und Mädchen aus bestimmten Herkunftsgruppen (zum Beispiel spanisch oder vietnamesisch) sogar überdurchschnittlich gute Ergebnisse. Für einzelne Gruppen (zum Beispiel türkisch) zeigt sich dagegen, dass neben dem Bildungshintergrund und der sozioökonomischen Lage der Familie auch andere Faktoren wie etwa die mangelnde Kenntnis des deutschen Bildungssystems und die Dominanz der Herkunftssprache innerhalb der Familie den Bildungserfolg hemmen können. Die Folge: Bereits im Vorschulalter weisen Kinder mit Migrationshintergrund geringere mathematische, sprachliche sowie naturwissenschaftliche Kompetenzen auf.

In der beruflichen Bildung zeigt sich die Benachteiligung junger Menschen mit Migrationshintergrund darin, dass sie seltener und später eine Ausbildung beginnen. Im Jahr 2021 traten von denjenigen mit Migrationshintergrund, die sich vorab bei der Bundesagentur für Arbeit als ausbildungsinteressiert gemeldet hatten, 35 bzw. 39 Prozent eine duale Ausbildung an – deutlich weniger als bei den Personen ohne Migrationshintergrund (54 Prozent). Ausbildungsinteressierte mit einem Migrationshintergrund finden sich zudem etwas häufiger als jene ohne Zuwanderungsgeschichte in Maßnahmen des Übergangssystems. Sie gehen eher einer Erwerbstätigkeit nach und sind auch eher arbeitslos als Ausbildungsinteressierte ohne Zuwanderungsgeschichte. Diese Unterschiede haben sich im Jahr 2021 verstärkt - bedingt durch den Rückgang der Ausbildungsstellen und der Arbeitsplätze für Geringqualifizierte in Folge des pandemiebedingten wirtschaftlichen Lockdowns.

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