Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Teilqualifikation erhöht Jobchancen

Studie der Bertelsmann Stiftung zur Wirksamkeit beruflicher Nachqualifizierung

Eine zwei- bis sechsmonatige Teilqualifizierung führt in 72 Prozent der Fälle zu einem erfolgreichen Jobeinstieg von Menschen ohne Berufsabschluss und hat damit die beste Kosten-Nutzen-Bilanz aller Weiterbildungsangebote. Das ergab eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Ergebnisse einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung der Stiftung zeigen zudem, dass die Mehrheit deutscher Betriebe bereit ist, Menschen mit Teilqualifikationen einzustellen. Die Zahl der jährlich durchgeführten Teilqualifizierungen ist von 2010 bis 2020 um das Fünffache gestiegen – von 3.000 auf 15.000.

Bild: industrieblick/Adobe Stock

Die beruflichen Perspektiven von Menschen ohne Berufsabschluss sind in der Regel sehr begrenzt. Geringqualifizierte haben ein niedrigeres Einkommen und sind häufiger arbeitslos als Menschen mit Berufsabschluss. Entwicklungen am Arbeitsmarkt wie Globalisierung, Technologisierung und Dekarbonisierung verstärken diese Lage. Berufliche Nachqualifizierung ist eine naheliegende Lösung: Geringqualifizierte sollen nachträglich, im Laufe ihres beruflichen Lebens, einen Berufsabschluss erwerben und ihre Ausgangssituation am Arbeitsmarkt verbessern. Doch welche Einkommens- und Beschäftigungseffekte haben nachträglich erworbene Berufsabschlüsse? Dieser Frage geht die Bertelsmann-Studie nach.

Effekte auf Jobchancen und Beschäftigungsquoten

Eine Auswertung der zugrundeliegenden Daten zeigt: Wer mit über 25 Jahren einen Berufsabschluss erwirbt, erhöht nicht nur die eigene Jobchancen, sondern auch das Einkommen. Menschen mit nachgeholtem Berufsabschluss erhalten schon nach fünf Jahren durchschnittlich 600 Euro brutto pro Monat mehr als Ungelernte. Langfristig steigt der Gehaltsvorsprung auf etwa 850 Euro brutto pro Monat an. Ein ähnlich anwachsender Effekt zeigt sich bei den Beschäftigungsquoten. Vor allem abschlussorientierte Weiterbildungsangebote wie Teilqualifikationen erhöhen die Chancen auf eine Beschäftigung. Das zeigt die Untersuchung der Effekte von abschlussorientierten Maßnahmen, für die eine Sonderauswertung der Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit herangezogen wurde.

Um die Attraktivität von Teilqualifikationen zu erhöhen, sollten aus Sicht des Autors der Studie, Roman Wink, bundesweite Standards sicherstellen, dass die Module – etwa bei Jobwechseln, Wechsel des Bildungsträgers oder Umzügen – anschlussfähig sind. So reißt die Weiterbildungskette von Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht ab und sie können sich Schritt für Schritt zum Berufsabschluss qualifizieren. Auch finanzielle Anreize steigern die Motivation, weitere Teilqualifikationen anzuschließen. Der Erwerb von Teilqualifikationen kann durch die Übernahme von höherwertigen Tätigkeiten mit höheren Stundenlöhnen in Tarifverträgen honoriert und durch zusätzliche Erfolgsprämien durch die Arbeitsagenturen und Jobcenter gefördert werden.

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