17.10.2022 | Redaktion | WZB

Schwieriger Erwerbseinstieg

Analyse des WZB untersucht NEET-Phasen bei jungen Menschen

Junge Mütter und junge Menschen mit Migrationshintergrund befinden sich beim Einstieg in den Arbeitsmarkt besonders oft in Phasen ohne Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung, so genannten NEET-Phasen (Not in Employment, Education or Training). Das zeigt eine Analyse von Christian Brzinsky-Fay, Sozialforscher beim Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Längere und häufigere NEET-Phasen haben in der Regel negative Konsequenzen auf das spätere Einkommen und den beruflichen Status der Betroffenen.

Bild: ohurtsov/Pixabay

Beim in den 1990er-Jahren in Großbritannien entwickelten NEET-Konzept werden inaktive und erwerbslose Jugendliche ins Verhältnis zu allen Jugendlichen einer Altersgruppe gesetzt. Brzinsky-Fay analysiert die Erwerbsverläufe von Jugendlichen für eine Dauer von zehn Jahren nach dem ersten Schulabschluss. Dabei geht es vor allem um zwei Fragen: Wer ist von NEET betroffen, und wo im Übergangsprozess zwischen Schule und Erwerbsleben tritt der Fall auf, dass sich Jugendliche nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung befinden? Um sie zu beantworten, entwickelt er acht typische Übergangsverläufe, von denen drei jeweils mehrere und/oder längere NEET-Phasen enthalten und als problematische Erwerbsverläufe von Jugendlichen gelten können:

  • Verlaufstyp 1: Hier wird zunächst eine Berufsausbildung absolviert, auf die dann eine kurze Erwerbstätigkeit folgt und dann der Übergang in eine andauernde NEET-Phase.
  • Verlaufstyp 2: Hier folgt die NEET-Phase innerhalb des ersten Jahres nach Schulabschluss und dauert bis zum Ende des Beobachtungszeitraums an.
  • Verlaufstyp 3: Er ist von vielen Erwerbstätigkeiten gekennzeichnet, die aber immer wieder durch kürzere NEET-Phasen unterbrochen sind.

Der Verlaufstyp 1 ist häufig bei jungen Müttern zu finden. Der Grund für den Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit ist meist die Familiengründung beziehungsweise die Geburt des ersten Kindes. Im Verlaufstyp 2 sind ebenfalls junge Mütter überproportional vertreten, aber auch junge Menschen mit Migrationshintergrund. Der Verlaufstyp 3 ist vor allem geprägt durch Personen mit Migrationshintergrund. Ein Grund dafür ist, dass diese seltener in die klassischen stabileren Wege der Berufsausbildung integriert sind: Die Erwerbseinstiege von Migrantinnen und Migranten sind insgesamt weniger kontinuierlich.

Geringeres Einkommen durch NEET-Phasen

Bei der Betrachtung von individuellen Verläufen zeigt die Analyse einen klaren Zusammenhang zwischen NEET-Phasen und dem späteren Erwerbseinkommen der Betroffenen: Junge Menschen, die in einem der drei problematischen Verlaufstypen in das Erwerbsleben starten, haben als 30-Jährige deutlich weniger monatliches Einkommen zur Verfügung. Für den Verlaufstyp 1 sind das etwa 800 Euro weniger, für den Verlaufstyp 2 sogar etwa 1.500 Euro weniger im Vergleich zu denen, die keine NEET-Phase in den ersten zehn Jahren nach dem Verlassen der Schule haben. Die Personen des Verlaufstyps 3 haben im Alter von 30 Jahren durchschnittlich 700 Euro weniger Einkommen.

Weitere Informationen

  • WZB: Schwieriger Einstieg
    Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung untersucht grundlegende gesellschaftliche Fragen. Erforscht werden Entwicklungstendenzen, Anpassungsprobleme und Innovationschancen moderner Gesellschaften.