15.01.2021 | Redaktion | Caritas

Schwächt Corona den Zusammenhalt?

Umfrage und Initiative der Caritas zur Solidarität in der Gesellschaft

"Der Zusammenhalt wird immer schwächer." Diese Aussage bejahten 52 Prozent der Befragten bei einer Online-Umfrage des Instituts Insa Consulere im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes. Nur 17 Prozent sind der Meinung, die Corona-Krise stärke den Zusammenhalt. Die Umfrage ist Teil der Initiative "Das machen wir gemeinsam" der Caritas, die genau an diesem Punkt ansetzt: Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die gesellschaftliche Solidarität zu stärken und Spaltungstendenzen in Bezug auf die Grundhaltung zur Corona-Pandemie zu bekämpfen.

Immerhin 41 Prozent der Befragten glauben, dass sie selbst etwas zur Stärkung des Zusammenhalts beitragen können. Die Mehrheit verortet sich eher in einem Zustand zwischen Unsicherheit und Resignation: 25 Prozent sagen, sie wissen es nicht, 27 Prozent stimmen der Aussage ausdrücklich nicht zu. Die Aufwertung sozialer Berufe durch bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung landet mit Abstand (48 Prozent) an erster Stelle bei der Frage: "Auf welche der folgenden politischen Handlungsfelder sollte sich der Staat baldmöglichst am stärksten konzentrieren?" Es folgen die Förderung des Klimaschutzes (29 Prozent) und die Unterstützung der sozialen Infrastruktur und sozialer Hilfsangebote (22 Prozent).

Die letzte Frage lässt sich dem Handlungsfeld zuordnen, das die Kampagne der Caritas "Wir und Wertschätzung" nennt. Hier deutet sich an, dass die Wertschätzung sozialer Berufe und Pflegeberufe nach wie vor hoch ist, obwohl auf den Balkonen längst nicht mehr applaudiert wird. Hier stellen sich aus ihrer Sicht die Fragen: Sollen diese lebenswichtigen Bereiche der Logik des Marktes unterliegen? Wie viel ist uns und der Gesellschaft die Arbeit der Menschen wert, die uns pflegen, unterstützen und beraten? Was muss sich ändern?

"Wie viel ist uns und der Gesellschaft die Arbeit der Menschen wert, die uns pflegen, unterstützen und beraten?" - Deutscher Caritasverband

 

Unter "Wir und Absicherung" lauten die Fragen: Investieren wir eigentlich genug in unsere Absicherung? Oder leisten wir uns Lücken im Sozialsystem? Wer fällt durch das Netz der sozialen Sicherung? Und wie überwinden wir digitale und andere Barrieren, damit alle Menschen überall Unterstützung bekommen? Und unter "Wir und Würde": Womit bekämpfen wir Rassismus und Hass am wirksamsten? Können sich wirklich alle Menschen in unsere Gesellschaft einbringen – oder nur die Lautesten und Aggressivsten? Was unternehmen wir dagegen, dass ein Teil unserer Gesellschaft anderen Menschen ihre Grundrechte abspricht?

Um eine Auseinandersetzung mit diesen Fragen geht es der Initiative, nicht um ihre finale Beantwortung – denn darin werden zugleich Prinzipien des gesellschaftlichen Miteinanders verhandelt, welche die Corona-Pandemie auf neue Weise sichtbar gemacht hat. Aus Sicht der Initiatorinnen und Initiatoren wird die Corona-Krise so zu einer Corona-Chance.

Weitere Informationen

  • Caritas: Initiative "Das machen wir gemeinsam"
    Der Kampagne, die den Auftakt für das 125-jährige Jubiläum der Caritas im Jahr 2021 bildet, geht es um eine gesellschaftliche Standortbestimmung: Wo stehen wir nach dem Corona-Jahr 2020?