11.02.2021 | Redaktion | IW Köln

Schlechte Startbedingungen

IW Köln untersuchte, wie Kinder in fremdsprachigen Haushalten aufwachsen

2,4 Millionen Kinder und Jugendliche lebten im Jahr 2017 in Haushalten, in denen überwiegend eine Fremdsprache gesprochen wird. Das stellte das Institut der deutschen Wirtschaft fest. Zwar bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Minderjährigen in diesen Haushalten nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Der Autor der Studie geht aber davon aus, dass junge Menschen aus solchen Familien besonders schlechte Startbedingungen haben. Dafür spricht auch, dass bei fast 35 Prozent von ihnen beide Elternteile keinen berufsqualifizierenden Abschluss hatten.

Bild: Conner Baker/unsplash

2,4 Millionen – das waren zum Zeitpunkt der Erhebung 17,7 Prozent aller Minderjährigen und 47 Prozent aller unter 18-Jährigen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Ein Blick auf die Bundesländer zeigt die regional sehr unterschiedlichen Anteile der Minderjährigen in fremdsprachigen Haushalten: Während in Bremen im Jahr 2017 mehr als 35 Prozent der Kinder in fremdsprachigen Familien lebten, waren es in Thüringen nur 7 Prozent. Neben Bremen weisen auch die anderen Stadtstaaten sowie Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Anteile von mehr als 20 Prozent auf. Dagegen liegen die Werte in sämtlichen ostdeutschen Bundesländern – außer Berlin – unter 10 Prozent.

Im Jahr 2017 lebten fast 35 Prozent der minderjährigen Migrantinnen und Migranten in Familien, in denen weder der Vater noch die Mutter einen berufsqualifizierenden Abschluss hatten – bei Kindern ohne Migrationshintergrund traf dies nur auf gut zwei Prozent zu. Zudem lebten gut 27 Prozent der Minderjährigen aus fremdsprachigen Familien 2017 in einem Haushalt, in dem kein Elternteil eine Arbeit hatte – von den Kindern ohne Migrationshintergrund betraf dies nur knapp sechs Prozent. Der Autor der Studie, Dr. Wido Geis-Thöne, zieht daraus einen klaren Schluss: "Angesichts dieser Startbedingungen – Fremdsprachigkeit und Bildungsferne – wundert es kaum, dass von den Kindern in fremdsprachigen Haushalten nur rund 23 Prozent ein Gymnasium besuchten."

Möglichst frühzeitige Deutschförderung

Die Deutschförderung von Kindern aus fremdsprachigen Familien sollte aus seiner Sicht möglichst früh im Leben beginnen. Dies werde allerdings dadurch erschwert, dass diese Kinder in der Regel sehr lange ausschließlich zu Hause betreut werden. So besuchten 2017 nur rund 17 Prozent der unter Dreijährigen aus fremdsprachigen Familien institutionelle Betreuungseinrichtungen wie eine Kita – bei Kindern ohne Migrationshintergrund war die Quote fast 20 Prozentpunkte höher. Die Bildungspolitik müsse deshalb nicht nur Sprachförderung anbieten, sondern vor allem dafür sorgen, dass diese Angebote bei den Familien auch ankommen.

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