26.11.2021 | Redaktion | Friedrich-Ebert-Stiftung

Ohne sie geht nichts mehr

Welchen Beitrag leisten Migrantinnen und Migranten zur Fachkräftesicherung?

Bereits heute decken Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit – Migrantinnen und Migranten, aber auch Geflüchtete – in vielen Fachkraftberufen einen erheblichen Teil des Bedarfs auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Das verdeutlicht eine Studie, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erarbeitet wurde. So stellen sie nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit etwa über 23 Prozent der Berufskraftfahrer und -fahrerinnen.

Bild: FotoAndalucia/Adobe Stock

Insgesamt hatten 2020 über vier Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland keine deutsche Staatsangehörigkeit. Dies ist ein Anstieg von über 75 Prozent gegenüber 2013. Etwa 1,9 Millionen der Migrantinnen und Migranten waren in Fachkraftberufen beschäftigt, für die üblicherweise eine berufliche oder schulische Ausbildung erforderlich ist. Die Anzahl Geflüchteter in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung auf Fachkraftniveau hat sich zwischen 2013 und 2020 etwa verfünffacht. Insgesamt waren 2020 gut 315.000 Geflüchtete in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, davon über 120.000 in Fachkraftberufen. Dies liegt maßgeblich an dem gestiegenen Anteil von Geflüchteten an der Gesamtbevölkerung in Deutschland seit 2015.

Mit gut 8.000 Beschäftigten waren im Jahr 2020 die meisten Geflüchteten auf Fachkraftniveau in der Gastronomie beschäftigt, gefolgt von der Lagerwirtschaft mit gut 7.600 beschäftigten Fachkräften. Insgesamt machte der Anteil der Geflüchteten in diesen Fachkraftberufen 2,7 beziehungsweise 1,8 Prozent aller Beschäftigten aus. In vielen Engpassberufen leisten Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete einen wichtigen und wachsenden Beitrag zur Besetzung von offenen Stellen. So hatten in der Altenpflege 2020 bereits 8,2 Prozent aller Beschäftigten auf Fachkraftniveau eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Dieser Anteil lag 2013 bei lediglich 4,2 Prozent und ist seitdem kontinuierlich gestiegen. Auch in der Gesundheits- und Krankenpflege hatte 2020 jede zwölfte Fachkraft eine ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser Anteil hat sich seit 2013 verdoppelt.

Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge abgefedert

In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Ausbildungsanfängerinnen und –anfänger mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit bis 2018 kontinuierlich. Im Jahr 2019 gab es fast 60.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge von Jugendlichen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, also doppelt so viel wie noch im Jahr 2009 mit circa 30.000 Verträgen. Dadurch konnten Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete den Rückgang der Neuabschlüsse von 77.000 unter den Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit zumindest teilweise, wenn auch nicht komplett, abfedern. Für die Besetzung von Ausbildungsstellen und die Sicherung des Fachkräftenachwuchses spielen Menschen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit also eine zunehmend wichtige Rolle.

Geflüchtete üben nach ihrem Zuzug zunächst vermehrt einfache Tätigkeiten aus. 54,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Geflüchteten waren im ersten Jahr nach ihrem Zuzug als Helferinnen und Helfer tätig. Dies liegt an ihrer unsicheren Bleibeperspektive, aber auch mangelnden Sprachkenntnissen. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sinkt der Anteil in Helfer- und Anlerntätigkeiten von 55 auf 40 Prozent nach vier Jahren. Gleichzeitig steigt der Anteil der Geflüchteten, die eine Tätigkeit auf Fachkraftniveau ausüben. 2019 hat mehr als jedes zehnte Unternehmen Geflüchtete im Rahmen einer dualen Ausbildung beschäftigt. Dies ist ein Anstieg von knapp drei Prozentpunkten im Vergleich zu 2016.

Weitere Informationen