09.05.2019 | Redaktion

Weniger Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten

LEO-Studie 2018 in Berlin vorgestellt

Die Zahl erwachsener Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten in Deutschland ist deutlich gesunken. Obwohl immer noch 12,1 Prozent der Erwachsenen nicht richtig lesen und schreiben können, ist die Zahl der Betroffenen rückläufig: Im Jahr 2010 waren noch 7,5 Millionen, im Jahr 2018 nur noch 6,2 Millionen Erwachsene gering literalisiert. Das ist ein zentrales Ergebnis der zweiten Level-One-Studie (LEO-Studie 2018), die auf der Jahreskonferenz der AlphaDekade in Berlin präsentiert wurde.

Die LEO-Studie erfasst die Lese- und Schreibkompetenzen der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren und liefert einen Überblick über die Größenordnung des Phänomens geringer Lese- und Schreibkompetenzen.

Die unteren Kompetenzstufen des Lesens und Schreibens, die sogenannten Alpha-Levels, werden differenziert analysiert und unterschiedliche Gruppen und Lebenssituationen betrachtet, wie beispielsweise Geschlecht, Erwerbssituation oder Herkunftssprache.

Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass insgesamt mehr Männer (58,4 Prozent) mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zu kämpfen haben als Frauen (41,6 Prozent). Die Analyse zeigt auch, dass sich die derzeit gute Entwicklung am Arbeitsmarkt positiv auf die Chancen gering qualifizierter Menschen auswirkt. Die Anzahl gering literalisierter Erwachsener, die erwerbstätig sind, ist von 57 Prozent auf 62 Prozent gestiegen. Obwohl die Arbeitslosenquote im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2010 deutlich gesunken ist, liegt sie immer noch bei 12,9 Prozent (2010: 16,7 Prozent).

Die LEO-Studie 2018 beschäftigt sich außerdem mit der Frage, wie sich die geringe Literalität auf die Chancen gesellschaftlicher Teilhabe auswirkt. Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten sind aufgrund ihrer begrenzten schriftsprachlichen Kompetenzen in ihrer selbstständigen Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen eingeschränkt, da beispielsweise bereits das Lesen einfacher Arbeitsanweisungen misslingt. Studienleiterin Anke Grotlüschen, Professorin für Erwachsenenbildung an der Universität Hamburg, betont: "Die neue LEO-Studie zeigt, dass das Leben mit geringer Literalität mit Ausgrenzungen und großen Unsicherheiten im Alltag verbunden ist."

Hintergrund AlphaDekade

Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) scheinen die Angebote der im Jahr 2016 ausgerufenen "Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung" erfolgreich zu sein. Im Rahmen der AlphaDekade fördert das BMBF verschiedene Projekte, die anhand von Alltagsthemen die Kompetenzen im Bereich des Lesens, Schreibens, und Rechnens von Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf verbessern sollen. Darüber hinaus dient die AlphaDekade einer Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Informationskampagnen und weitere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten sollen zu einem verbesserten Verständnis für Menschen mit geringer Literalität beitragen.

Weitere Informationen

  • LEO-Studie 2018
    Beim Blog zur LEO-Studie 2018 können Sie weitergehende Informationen finden - auch zu geförderten Maßnahmen und Projekten.