04.11.2021 | Redaktion

Integrationsmaßnahmen sind wirksam

BMAS veröffentlichte Evaluation von Instrumenten für Geflüchtete

Der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Integrationsmaßnahmen hat die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in den letzten Jahren deutlich vorangebracht. Eine wissenschaftliche Evaluation, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) nun veröffentlichte, stellt den untersuchten Instrumenten insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Demnach haben nahezu alle Maßnahmen die Integration der Geflüchteten in Arbeit klar verbessert. Nur die kaum genutzten Arbeitsgelegenheiten als Beschäftigung schaffende Maßnahmen im zweiten Arbeitsmarkt erwiesen sich als weniger wirksam.

Bild: Anselm/Adobe Stock

Als besonders wirksame Förderinstrumente beschreibt die Evaluation Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei einem Arbeitgeber (MAG), Maßnahmen zur Berufswahl und Berufsausbildung wie die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) und die Einstiegsqualifizierung (EQ) sowie Maßnahmen zur Förderung der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit wie die Eingliederungszuschüsse (EGZ). Diese Evaluationsergebnisse decken sich weitgehend mit den Einschätzungen der Akteure, die im Rahmen der Fallstudien und der Organisationsbefragungen gefragt wurden, wie hilfreich die verschiedenen Instrumente hinsichtlich der Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sind. Auch aus der Praxis heraus werden Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung sowie Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit am besten bewertet.

Bei den meisten Maßnahmentypen erreichen die Kosten-Nutzen-Bilanzen etwa fünf Jahre nach Beginn den positiven Bereich. „Damit können weite Teile des Instrumenten-Baukastens als effizient erachtet werden“, so das Resümee der Autorinnen und Autoren der Evaluation. Diese Effizienz geht vor allem darauf zurück, dass mit einer höheren Quote sozialversicherungspflichtig Beschäftigter unter den geförderten Geflüchteten Zusatzeinnahmen an Sozialbeiträgen und parallel Einsparungen bei Sozialtransfers verbunden sind. So erzielt der Staat beispielsweise für jede Person, die mit Eingliederungszuschüssen gefördert wird, nach fünf Jahren im Durchschnitt ein Plus von 17.600 Euro in der Einnahmen- und Ausgabenbilanz.

"Frauen haben systematisch geringere Zugangschancen als geflüchtete Männer, obwohl sie von einer Teilnahme an den Maßnahmen stark profitieren."

 

Auch für die Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen grundsätzlich als effektiv: „Insbesondere können die Maßnahmen dazu beitragen, die erhebliche Geschlechterdifferenz der Beschäftigungsquoten in der Gruppe der Geflüchteten zu verkleinern – jedoch können die Frauen nicht ganz zu den Männern aufschließen, und auch nicht zur Arbeitsmarktposition anderer Frauen in Deutschland.“ Frauen haben systematisch geringere Zugangschancen als geflüchtete Männer, obwohl sie von einer Teilnahme an den Maßnahmen stark profitieren. Das Fazit der Evaluation: „Eine gezieltere Frauenförderung drängt sich an dieser Stelle auf“.

Handlungsempfehlungen

Insgesamt empfehlen die Autorinnen und Autoren, die beachtliche Effizienz der Maßnahmen bekannter zu machen. Mit besserer Information könne sowohl auf Seiten der Akteure in der Förderung wie auch auf Seiten der Geflüchteten bestehenden Problemen entgegengewirkt werden. Jobcenter und Arbeitsagenturen, die mit Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung eher zurückhaltend umgehen, sollten genauer über die möglichen positiven Integrationseffekte und deren bereits kurz- bis mittelfristige Wirtschaftlichkeit informiert werden. Gleichzeitig sei eine zielgruppenorientierte Information von Geflüchteten über die langfristigen Vorteile einer abgeschlossenen Berufsausbildung empfehlenswert, um einer verbreitet zurückhaltenden Ausbildungsbereitschaft zu begegnen.

Generell komme es darauf an, dass benötigte Maßnahmen zeitnah verfügbar seien und dass die Geflüchteten ohne strukturelle Benachteiligungen im Beratungs- und Vermittlungsprozess Zugang zu den Maßnahmen erhalten, die jeweils für sie passend sind. Wichtig sei auch, den Betreuungsschlüssel für erwachsene Geflüchtete in der regulären Arbeitsvermittlung zu verbessern, um die Beratungsqualität zu erhöhen und eine individuellere Förderplanung zu erreichen.

Weitere Informationen

  • BMAS: Schlussbericht der Begleitevaluation (PDF)
    Das BMAS hatte das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Jahr 2017 mit der Durchführung der Evaluation beauftragt. Erarbeitet wurde sie mit Hilfe einer Reihe wissenschaftlicher Projektpartner.