Redaktion | SVR

Integrationsklima weiter verbessert

Neue Erhebung des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR)

Der Integrationsklima-Index ist auf den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen gestiegen. Mit diesem Index misst der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) die Einschätzung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu den Erfahrungen mit gesellschaftlicher Integration und gemeinsamen Beziehungen. Bei der bislang vierten repräsentativen Befragung zeigten sich neben einer grundsätzlich positiven Entwicklung aber auch Schattenseiten – vor allem anhaltende Diskriminierungserfahrungen und eine "Teilhabelücke" bei der politischen Partizipation.

Bild: Gerd Altmann/Pixabay

Im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Jahr 2019/20 lässt sich über alle Herkunftsgruppen hinweg ein positiver Trend feststellen: Der Integrationsklima-Index (IKI) steigt von 66,3 auf 68,5 Punkte. Besonders unter Personen ohne Migrationshintergrund verbesserte sich das Integrationsklima in den vergangenen zwei Jahren um 2,5 Punkte auf 68,1 IKI-Punkte. Unter Personen mit Migrationshintergrund erhöht sich der Integrationsklima-Index um 1,3 Punkte auf 70,1 Punkte.

"Das Integrationsklima in Deutschland zeigt sich als außerordentlich stabil", sagte die SVR-Vorsitzende Petra Bendel bei der Vorstellung der Ergebnisse. "Vor dem Hintergrund der jüngsten Herausforderungen war diese positive Entwicklung nicht unbedingt absehbar: Die Corona-Pandemie, aber auch die Folgen des Ukraine-Kriegs mit erneuten Fluchtbewegungen sowie die Energieversorgungs- und -preiskrise haben den Daten zufolge keinen erkennbaren negativen Einfluss auf das Zusammenleben in Deutschland."

Anhaltende Diskriminierungserfahrungen

Marc Helbling vom Sachverständigenrat erläutert die Schattenseiten des Berichtes: "Während der persönliche Kontakt in der diversen Bevölkerung als Bereicherung empfunden wird, verschlechtern Diskriminierungswahrnehmungen die Einschätzung des Integrationsklimas." Hiervon seien Türkeistämmige besonders betroffen, von denen jede/r jeder Fünfte über sehr starke oder eher starke Benachteiligungserfahrungen berichtet. Gleichbehandlung bei der Arbeit und in der Schule sähen viele Menschen in Deutschland unabhängig von ihrer Herkunft nicht als gegeben: Ein knappes Drittel der Befragten sehe im Bildungswesen Gleichstellungshindernisse für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Auf dem Arbeitsmarkt sei es mehr als die Hälfte.

Unterschiede in der Wahrnehmung des Integrationsklimas ergeben sich aufgrund sozialer Merkmale der Befragten wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau. "Generell können wir sagen: Junge Menschen, Frauen und Personen mit einem hohen Bildungsstand schätzen das Integrationsklima positiver ein als ältere Personen, Männer und Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand", erklärt Helbling. Mit Blick auf Wahrnehmungsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, die stark mit der Zahl der sozialen Kontakten zwischen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenhängen, zeigt das aktuelle SVR-Integrationsbarometer positive Trends. So bewerten etwa junge Menschen in den ostdeutschen Bundesländern das Integrationsklima nun positiver als zuvor.

Postive Einstellung zur Demokratie

In der aktuellen Befragung zum SVR-Integrationsbarometer wurden auch Einstellungen zur Demokratie erhoben. Hier zeigt sich ein breiter gesellschaftlicher Konsens: Unabhängig von ihrer Herkunft halten neun von zehn Befragten grundlegende Prinzipien des demokratischen Systems wie Rechtsstaatlichkeit und Minderheitenschutz für wichtig. Hinsichtlich der politischen Teilhabe zeigt das SVR-Integrationsbarometer jedoch erneut: Deutsche Staatsangehörige mit Zuwanderungsgeschichte nehmen ihr Wahlrecht deutlich seltener wahr, auch wenn sie freie und faire Wahlen grundsätzlich als genauso wichtig erachten wie Personen ohne Migrationshintergrund. Zugewanderte der ersten Generation engagieren sich auch sonst in geringerem Maße politisch als ihre in Deutschland geborenen Nachkommen oder als Personen ohne Migrationshintergrund.

  • SVR: Integrationsklima 2022 (PDF)
    Für die Studie wurden zwischen Ende November 2021 und Anfang Juli 2022 insgesamt etwa 15.000 Personen interviewt. Davon waren 8.000 Menschen ohne Migrationshintergrund.