24.08.2020 | Redaktion | DIW Berlin

"Integration vielfach erfolgreich"

Zwischenbilanz des DIW Berlin zur Integration von Geflüchteten

Die schulische und außerschulische Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher war seit Angela Merkels "Wir schaffen das!" im Jahr 2015 vielfach erfolgreich. Zugleich nehmen die Sorgen in der deutschen Bevölkerung über die Zuwanderung ab. Das sind zwei der Erkenntnisse, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in insgesamt vier Studien auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten gewann. In den Studien geht es um die Frage, inwieweit Geflüchtete mittlerweile in Deutschland integriert sind und wie das Zusammenleben gelingt.

C. Katharina Spieß vom DIW Berlin im Interview

"Die Studien zeigen, dass in vielen Bereichen die Integration von Geflüchteten bereits gelungen ist", sagt C. Katharina Spieß, Ökonomin und Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin. In den Schulen sind Kinder und Jugendliche geflüchteter Familien meist gut integriert. So äußern sie ein großes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule – und das sogar häufiger als andere Gleichaltrige. Zudem nutzen überdurchschnittlich viele von ihnen Ganztagsschulen und Hortangebote. Sie stehen so ganztägig in Kontakt mit Gleichaltrigen der Aufnahmegesellschaft. Nachholbedarf gibt es noch bei außercurricularen Aktivitäten in der Schule und in der außerschulischen Integration. in freiwilligen Bildungsangeboten wie Schul-AGs sind geflüchtete Kinder und Jugendliche nämlich noch unterrepräsentiert.

Der hohe Zuzug von Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 war auch mit Sorgen in der deutschen Aufnahmegesellschaft verbunden. Eine weitere Studie zeigt, dass diese Sorgen in der Bevölkerung Deutschlands seit 2016 abnehmen – auch wenn sie noch über dem Niveau von 2013 liegen. Der Anteil der Befragten, der sich "große Sorgen" über Zuwanderung macht, ist von 46 Prozent im Jahr 2016 auf 32 Prozent im Jahr 2018 gesunken. Im Gegensatz dazu steigen die Sorgen um Fremdenfeindlichkeit bei den Geflüchteten an. "Gegenseitiges Vertrauen könnte durch persönliche Kontakte zwischen Geflüchteten und Einheimischen gefördert werden", sagt die SOEP-Wissenschaftlerin Katja Schmidt. Im Jahr 2018 hatte aber nur etwa die Hälfte der Geflüchteten regelmäßige Kontakte zur deutschen Bevölkerung.

"Die Studien zeigen, dass in vielen Bereichen die Integration von Geflüchteten bereits gelungen ist" - C. Katharina Spieß, DIW Berlin

 

Im Zuge der hohen Fluchtmigration nach Deutschland wurde häufig diskutiert, wie schnell Erfolge bei der Arbeitsmarktintegration zu erwarten sind. Eine Studie untersuchte nun erstmals die Erwartungen der Geflüchteten selbst. Die Ergebnisse: Zwei von drei Geflüchteten schätzten 2016 ihre Chancen, bereits zwei Jahre später erwerbstätig zu sein, als hoch ein. Insbesondere Männer und höher Gebildete hatten große Erwartungen. Ein Drittel der Geflüchteten hatte eher keine Beschäftigung erwartet. Während sich für rund die Hälfte der Geflüchteten ihre – positiven wie negativen – Erwartungen bestätigt haben, konnte etwa ein Drittel anders als erhofft keinen Arbeitsplatz finden.

"Die Integration von Geflüchteten ist noch nicht abgeschlossen. Sie ist ein langfristiges gesellschaftliches Projekt, das weiterhin Aufmerksamkeit bedarf. Aber wir befinden uns auf einem guten Weg", resümiert die Ökonomin C. Katharina Spieß.

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