07.03.2023 | Redaktion | bag arbeit

Hürden für Frauen abbauen

Beitrag der bag arbeit zur Fachkräftesicherung durch Qualifizierung und Integration

Obwohl die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen ist, liegt ihr Arbeitsvolumen nach wie vor deutlich unter dem der Männer. Wenn es um Lösungswege für den Fachkräftemangel geht, wird in der politischen Diskussion auch auf eine Ausweitung der Erwerbsbeteiligung von Frauen verwiesen. Ein Beitrag der stellvertretenden Bundesvorsitzenden des DGB Elke Harnack verweist auf Studienergebnisse, die bestehende Hürden auf dem Arbeitsmarkt zeigen – und wie man das Beschäftigungspotenzial von Frauen besser ausschöpfen könnte.

Halfpoint/Adobe Stock

Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) zufolge arbeiteten abhängig beschäftigte Frauen in Deutschland im Jahr 2021 im Durchschnitt 30,9 Stunden pro Woche und damit 7,4 Stunden weniger als Männer. Ein Grund dafür ist, dass insbesondere Mütter deutlich häufiger in Teilzeit tätig sind, um neben ihrer Berufstätigkeit zusätzlich Familienpflichten erfüllen zu können. Wären diese Frauen in der Lage, ihre Erwerbstätigkeit durch die gesellschaftliche Umverteilung von unbezahlter Sorgearbeit allein um eine Stunde auszuweiten, würden 2,5 Millionen Wochenstunden an zusätzlicher Arbeitszeit entstehen, was 71.000 Vollzeitäquivalenten entspräche – so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die im Auftrag des DGB entstand. Sie basiert auf einer Umfrage aus dem November 2022.

Auf die Frage, wo die größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt liegen, nannten zwei Drittel der befragten Frauen die die schlechtere Bezahlung, dicht gefolgt von der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf (63 Prozent). Jede dritte sah zudem in Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sowie im fehlenden Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit eine der der höchsten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt. Auf Platz fünf landeten schlechte Arbeitsbedingungen wie hohe Arbeitsdichte und Zeitdruck, die 28 Prozent der befragten Frauen als größtes Hindernis am Arbeitsmarkt wahrnahmen.

Wichtigster Ansatz: Schließung der Lohnlücke

Lösungsansätze liegen aus Sicht von Elke Harnack zunächst in der Erhöhung der Tarifbindung und der Schließung der Lohnlücke. Auch bei den Arbeitszeiten sieht sie einen Ansatzpunkt: "Erwerbstätigkeit muss mit unbezahlter Sorgearbeit, also mit Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit vereinbar sein." Die Sorgearbeit müsse vermehrt auch von Männern übernommen werden, damit Frauen ihre Erwerbsbeteiligung ausweiten könnten. Auch Beseitigung von Fehlanreize im Steuerrecht hält sie für nötig: "In seiner aktuellen Form begünstigt das Steuersystem ein asymmetrisches Modell, in dem in der Regel der Mann Allein- oder Hauptverdiener ist und die Frau allenfalls hinzuverdient." Nicht zuletzt fordert Elke Harnack, alle Beteiligten müssten sexueller Belästigung am Arbeitsplatz noch klarer entgegentreten. Gute Arbeitsbedingungen und ein wertschätzendes, diskriminierungs- und gewaltfreies Miteinander seien für Frauen in der Arbeitswelt von zentraler Bedeutung.

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