27.09.2023 | Redaktion | UNICEF

Frühzeitig ins Abseits geraten

UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland zeigt ungleich verteilte Chancen

Die große Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland erlebt eine sichere und gesunde Kindheit. Daneben gibt es aber eine zunehmende Zahl von Kindern, die ins gesellschaftliche Abseits geraten und ihre Chancen nicht nutzen können. Dies ist ein zentrales Ergebnis des neuen UNICEF-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland "Ein Versprechen an die Jugend". Zu viele Kinder werden demnach in der Schule frühzeitig abgehängt und schaffen am Ende keinen Abschluss. Die Zufriedenheitswerte unter Jugendlichen sind deutlich gesunken und liegen im europäischen Vergleich sehr niedrig.

Bild: Christian Schwier/Adobe Stock

Zu den chronisch benachteiligten Gruppen von Kindern in Deutschland gehören aus Sicht des Autors Hans Bertram vor allem jene, die mit nur einem Elternteil oder ohne Eltern aufwachsen sowie Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben, deren erste Sprache nicht Deutsch ist oder die als Geflüchtete nach Deutschland kommen. Sein sechster Bericht von für UNICEF Deutschland seit 2006 zeichnet ein umfassendes Bild der Lage der Kinder in Deutschland in Bezug auf Bildungschancen und Armutsrisiken sowie Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im Vergleich der europäischen Länder und der Bundesländer.

Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, fasst die aus seiner Sicht wichtigsten Handlungsbedarfe so zusammen: "Der Bericht weist auf drei Handlungsfelder hin: Deutschland muss in den Bildungsbereich investieren, vor allem in die unterfinanzierten Grundschulen. Denn dort werden die Weichen für die Zukunft unserer Kinder gestellt. Um belastenden Armutserfahrungen entgegenzuwirken, benötigen chronisch benachteiligte Familien verlässliche Sach- und Geldleistungen. Auch die emotionale Verfassung der jungen Menschen dürfen wir nicht ignorieren. Zufriedenheit und Zuversicht sind wichtig für Kinder, damit sie ihr Leben eigenständig gestalten können."

Kinderrechte im Grundgesetz verankern

UNICEF Deutschland fordert erneut die im Koalitionsvertrag vereinbarte Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz, damit die Situation und die Anliegen junger Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns rücken. Ein solches Signal wäre aus Sicht von UNICEF auch der aktuellen Stimmungslage zuträglich: In europaweiten Umfragen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weise Deutschland deutlich gesunkene, sehr niedrige Werte (nur 6,6 von zehn Punkten) bei der Zufriedenheit und einen der höchsten Werte beim subjektiven Unsicherheitsgefühl auf.

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