08.12.2023 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Abgehängt oder nur am Abhängen?

Faktencheck der Bertelsmann Stiftung zu NEETs

Hängen sie einfach nur rum und chillen? Oder benötigen sie dringend Hilfe? So genannten NEETs, also jungen Menschen, die sich weder in Schule noch in Beschäftigung, Ausbildung oder Studium befinden, wird bisweilen ein Leben in der Hängematte unterstellt. Caroline Schnelle und Clemens Wieland von der Bertelmann Stiftung haben die verfügbaren Daten und Fakten analysiert. Sie kommen zu dem Ergebnis: "Es handelt sich zum größten Teil um unterstützungsbedürftige Jugendliche, deren Zahl vor allem coronabedingt in den letzten Jahren zugenommen hat."

Titelseite des Faktenchecks

Schnelle und Wieland verstehen die NEETs ("Not in Education, Employment or Training") als ein statistisches Konstrukt, das in letzter Zeit eine besondere mediale Aufmerksamkeit erfahren hat. Hinter diesem statistischen Konstrukt stehen aus ihrer Sicht "vor allem Problemgruppen, die uns leider schon lange Zeit begleiten: Jugendliche mit schlechten Startchancen, Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber, die leer ausgehen, Ungelernte und Menschen, die aufgrund von multiplen Schwierigkeiten ganz von der Bildfläche verschwunden sind." Im langfristigen Vergleich sei die Anzahl der NEETs in Deutschland rückläufig. Den deutlichen Anstieg in den letzten Jahren führen sie darauf zurück, dass viele junge Menschen zum einen aufgrund von Corona-bedingten Beeinträchtigungen buchstäblich "von der Bildfläche verschwanden" und zum andern die Möglichkeiten beruflicher Orientierung gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung standen: "Die Übergänge von Schule in Ausbildung und Arbeitsleben waren deutlich erschwert."

NEETs sind eine sehr heterogene Gruppe – sowohl mit Blick auf ihr Alter als auch auf ihre Lebenssituation. Maßnahmen zur Reduzierung der Anzahl der NEETs können deshalb nach der Überzeugung von Schnelle und Wieland nie auf die Gesamtheit dieser jungen Menschen abzielen. Im Schulsystem muss es aus ihrer Sicht vor allem darum gehen, frühzeitig die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen zu erkennen und sie bei ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen. Im Bereich der Ausbildung sei es wichtig, so vielen Jugendlichen wie möglich die Chance auf eine Ausbildung zu geben und sie auf ihrem Weg dorthin zu unterstützen - etwa durch eine Ausbildungsgarantie. Die notwendige Bedingung für eine spürbare Verbesserung der Übergänge sei aber eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen. Nicht zuletzt könnten abschlussorientierte Weiterbildungsangebote wie Teilqualifikationen und nachgeholte Ausbildungsabschlüsse die Chancen auf Beschäftigung spürbar erhöhen. Ziel sollte dabei immer der sukzessive Erwerb eines vollständigen Berufsabschlusses sein.

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