21.12.2023 | Redaktion | Portal der Kinder- und Jugendhilfe

Fachkräftemangel in den Sozialberufen

Überblick des Portals der Kinder- und Jugendhilfe

Um die Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe erfüllen zu können und als Profession handlungsfähig zu bleiben, bedarf es eines ausreichenden und qualifizierten Fachpersonals sowie zukunftsfähiger Strategien gegen den Fachkräftemangel in den Sozialberufen. Sophie Westerheide hat dazu für das Portal der Kinder- und Jugendhilfe einen Überblick erstellt. Dieser zeigt: Zwischen 2006 und 2019 sind die Beschäftigungszahlen in der Kinder- und Jugendhilfe stark angestiegen. Den Bedarf in den deutschen Jugendhilfeeinrichtungen deckt das Fachkräfteangebot jedoch nicht.

Bild: Woodapple/Adobe Stock

Das Statistische Bundesamt verzeichnet für den Zeitraum von 2006 bis 2019 einen Zuwachs an Personal in der Kinder- und Jugendhilfe um 67 Prozent. Ein Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2022 zeigt jedoch, dass es in der Berufsgruppe der Sozialarbeit und Sozialpädagogik im Jahresdurchschnitt 2021/2022 die größte Fachkräftelücke gab: Von den bundesweit knapp 26.500 offenen Stellen gab es für knapp 20.600 keine passend qualifizierten Arbeitslosen – so groß war der Mangel nie zuvor. Diese Fachkräfte fehlten beispielsweise bei der Berufseinstiegsbegleitung, in der Schulsozialarbeit, in Jugend-, Kinder- und Altenheimen oder in der Suchtberatung.

Die Gründe für den Mangel an passendem Personal in der Kinder- und Jugendhilfe liegen aus Sicht der Autorin in den beruflichen Herausforderungen – die wiederum durch den Mangel verstärkt werden. Wenn gestiegene Fallzahlen auf einen ohnehin vorhandenen Fachkraftmangel stoßen, geraten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer weiter an ihre Grenzen: "Dort wo geholfen, getröstet, unterstützt, beraten und geschlichtet wird, besteht ein besonders hohes Erschöpfungs- und Burn-Out-Risiko." Zu diesem Ergebnis kam die Studie „Professionelle Krise nach Corona? Steuerungsbedarf in der Sozialen Arbeit nach der Pandemie“, die im November 2022 von der Hochschule Fulda gemeinsam mit ver.di durchgeführt worden war.

Geringe Entlohnung bei hoher Arbeitsbelastung

Eine weitere Ursache für den Fachkräftemangel teilt die Kinder- und Jugendhilfe mit vielen anderen Branchen: Der demografische Wandel hin zu einer älter werdende Gesellschaft mit immer weniger Erwerbstätigen. Zudem lassen eine geringe Entlohnung bei hoher Arbeitsbelastung die unterschiedlichen Felder der Kinder- und Jugendhilfe unattraktiv wirken und tragen dazu bei, dass es weniger Zugänge und mehr Abwanderung in der Sozialen Arbeit gibt.

Die 2023 erfolgreich abgeschlossenen Tarifverhandlungen für die Soziale Arbeit sind aus Sicht der Autorin zwar ein Schritt in die richtige Richtung der angemessenen Entlohnung. Damit die Jugendhilfe weiterhin handlungsfähig bleibe und einer De-Professionalisierung vorgebeugt werde, seien jedoch weitere Kraftanstrengungen von Nöten: "Von politischer Seite müssen dringend Strategien entwickelt werden, wie der qualitative und quantitative Bedarf an Hilfe und Betreuung langfristig durch ausreichend Fachpersonal sichergestellt werden kann, so dass eine funktionierende Kinder- und Jugendhilfe weiterhin als zentrale Aufgabe gewährleistet bleibt."

Weitere Informationen

  • Portal der Kinder- und Jugendhilfe: Fachkräftemangel
    Eine Artikelreihe des Portals befasst sich mit dem Thema "Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe". In weiteren Beiträgen geht es um den Personalbedarf und die Zugänge ins Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe.