27.08.2020 | Redaktion

Fachkräftekrise verhindern

DGB-Ausbildungsreport plädiert für verstärktes Ausbildungsengagement

Unternehmen müssen weiter auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung setzen, damit der Corona-Krise nicht eine Fachkräftekrise folgt. Dies ist eine zentrale Forderung des Ausbildungsreports 2020 der DGB-Jugend. "Jetzt die Fachkräfteausbildung nach kurzfristigen Marktlagen auszurichten, wäre die absolut falsche und kurzsichtige Entscheidung", heißt es in dem Report. Zum einen müsse das Programm der Bundesregierung "Ausbildungsplätze sichern" von den Betrieben auch genutzt werden. Wichtig sei daneben nach wie vor, die Ungerechtigkeiten am Ausbildungsmarkt zu bekämpfen.

Der Ausbildungsreport kritisiert, dass in vielen Branchen gesetzliche Regelungen und Verordnungen nicht eingehalten würden. Nach wie vor gebe es gravierende Probleme bei der Ausbildungsqualität – mit negativen Folgen für das Berufsbildungssystem: "Damit die duale Berufsausbildung eine Zukunft hat, müssen diese Mängel abgestellt werden." Damit auch junge Menschen ohne oder mit einem Hauptschulabschluss eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt haben, fordert die Gewerkschaftsjugend für alle Ausbildungsinteressierten einen gesetzlich garantierten Anspruch auf einen Ausbildungsplatz. Um die Betriebe wieder stärker an der Ausbildung zu beteiligen, schlägt sie zudem eine "solidarische Umlagefinanzierung" vor, also einen Fond, in den Betriebe einzahlen, die nicht ausbilden.

Schwerpunkt Mobilität und Wohnen

Beim Schwerpunktthema des diesjährigen Reports, Mobilität und Wohnen, gehen die Autorinnen und Autoren von einem grundlegenden Wandel der Lebenssituation vieler Auszubildender aus: "So werden Auszubildende im Schnitt immer älter und ihre Lebensentwürfe vielfältiger. Zudem gewinnt dabei der Anspruch, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen, an Bedeutung. Auch werden Lebensräume zunehmend flexibler, der Arbeitsort überschneidet sich nicht mehr unbedingt mit dem Wohnort." Laut Report kann knapp über ein Drittel der Auszubildenden (34,6 Prozent) den Betrieb "weniger gut" oder "gar nicht" mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Hier mangele es oft an einem funktionierenden ÖPNV. Zudem klaffen Wunsch und Wirklichkeit bei der Wohnsituation vieler Azubis weit auseinander: Zwei Drittel (65,4 Prozent) von ihnen möchten gerne in einer eigenen Wohnung leben. Doch nur ein Viertel (26,6 Prozent) tun das auch. Ein Grund dafür: 57,1 Prozent der Auszubildenden können nach eigenen Angaben "weniger gut" oder "gar nicht" von ihrer Ausbildungsvergütung leben.

"Damit die duale Berufsausbildung eine Zukunft hat, müssen Mängel bei der Ausbildung abgestellt werden." - DGB-Ausbildungsreport 2020

 

Die Ausbildungszufriedenheit ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen: Hatten 2019 nur 69,9 Prozent der befragten Azubis angegeben, sie seien mit ihrer Ausbildung zufrieden, so waren es diesmal 71,3 Prozent. Auch die Qualität des Berufsschulunterrichts wird ein wenig besser beurteilt: 56,6 Prozent der Azubis fanden den Unterricht "sehr gut" oder "gut", im Jahr zuvor waren es nur 55,9 Prozent. Fast jede(r) Sechste (16,2 Prozent) würde die Ausbildung in seinem/ihrem Betrieb nicht weiterempfehlen (2019: 19,0 Prozent). Auch in anderen Bereichen sind leichte Verbesserungen zu verzeichnen: Fehlende Ausbildungspläne gibt es etwas seltener (2019: 35,5 Prozent, 2020: 34,4 Prozent), auch die Verfügbarkeit und die Betreuung durch die Ausbilderinnen und Ausbilder wird etwas besser eingeschätzt.

Weitere Informationen

  • DGB-Jugend: Ausbildungsreport 2020
    Insgesamt gingen die Angaben von 13.347 Auszubildenden aus den laut BIBB 25 meistfrequentierten Ausbildungsberufen des Jahres 2018 in den Ausbildungsreport ein.