14.10.2025 | Redaktion | DJI

Erschwerter Start ins Arbeitsleben

Langzeitstudie "Care Leaver Statistics" (CLS) untersucht Teilhabechancen

Beim Weg in die berufliche und persönliche Zukunft können junge Erwachsene, die in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe wie Pflegefamilien oder Wohngruppen aufgewachsen sind, nicht mit jener alltäglichen sozialen und finanziellen Unterstützung rechnen, die bei anderen jungen Menschen meist ganz selbstverständlich die Eltern übernehmen. Wie sich dies in der kritischen Lebensphase des Verlassens der Kinder- und Jugendhilfe (Leaving Care) auf ihre Teilhabechancen in verschiedenen Lebensbereichen auswirkt, untersucht die Langzeitstudie "Care Leaver Statistics" (CLS).

Alex from the Rock/Adobe Stock

Junge Menschen, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen aufwachsen, fühlen sich für den Weg in die Zukunft weniger gut gerüstet als Gleichaltrige, die bei ihren leiblichen Eltern leben – und sind dies auch faktisch: Nachteile für Care-Leaverinnen und Care-Leaver zeigen sich der CLS-Studie nach zum Beispiel bei den finanziellen Ressourcen, bei denen Nebenjobs eine wichtige Rolle spielen: Lediglich knapp jede(r) fünfte Befragte geht einem Nebenjob nach (18 Prozent) während durchschnittlich 42 Prozent der 16-Jährigen und 51 Prozent der 17-Jährigen ohne Jugendhilfeerfahrung einen solchen haben. (Angehende) Care-Leaverinnen und Care-Leaver bilden laut der CLS-Studie zudem seltener finanzielle Rücklagen als ihre Peers.

Dies beeinflusst, inwiefern junge Menschen sich in verschiedenen Lebensbereichen wie etwa Wohnen, Ausbildung, Studium und Freizeit verwirklichen und damit teilhaben können, schreiben Sibel Dönmez, Martina Pokoj, Eric van Santen und Mike Seckinger, die als Forschende des Deutschen Jugendinstituts (DJI) an der Langzeitstudie mitwirken, im Forschungsmagazin DJI Impulse. Hinsichtlich der Vorbereitung auf den Auszug aus den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zeigen die Forschungsergebnisse, dass die befragten jungen Menschen sich zwar überwiegend gut auf die alltägliche Haushaltsführung vorbereitet fühlen, weniger gut bewerten sie jedoch ihre Kompetenzen in Hinblick auf den Umgang mit Finanzen oder Behörden sowie auf den Auszug selbst.

Mehr Zeit für Übergangsgestaltung

"Gerade beim Übergang vom Hilfesystem in das Erwachsenenleben besteht ein besonderes Risiko, dass Benachteiligungen und damit verbundene Teilhabeeinschränkungen sich addieren und für Care-Leaverinnen zu einer immer schwierigeren Lebenssituation führen", schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrem Beitrag. Die negativen Einflüsse der stationären Unterbringung sind aus ihrer Sicht jedoch nicht unausweichlich, sondern können beschränkt oder gar unterbunden werden. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es wichtig wäre, insbesondere durch mehr Beteiligung und soziale Unterstützung der jungen Menschen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe deren Ressourcen und Handlungs­befähigung zu stärken. Die Forschenden empfehlen zudem, mehr Zeit für eine Übergangsgestaltung einzuplanen, etwa durch eine bedarfsgerechte Fortsetzung der Hilfen für junge Volljährige nach § 41 des Achten Sozialgesetzbuches (SGB VIII).

Weitere Informationen

  • DJI: Erschwerter Start ins Erwachsenenleben
    Die CLS-Studie ist die erste deutsche Langzeitstudie zur Teilhabe von Jugendlichen, die die stationäre Kinder- und Jugendhilfe verlassen. Über sieben Jahre hinweg werden jährlich bis zu 1.430 junge Menschen befragt.