06.08.2025 | Redaktion | DJI
Diskriminierung junger Menschen
Neue Ausgabe des Forschungsmagazins des Deutschen Jugendinstituts (DJI)
Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ist im deutschen Grundgesetz verankert. Dennoch werden viele Kinder und Jugendliche im Alltag aufgrund ihrer ethnischen Wurzeln oder ihres Geschlechts diskriminiert, wegen einer Behinderung oder ihrer sozialen Herkunft ausgegrenzt und benachteiligt. Wie mehr Chancengerechtigkeit in einer vielfältigen Gesellschaft gelingen kann, damit beschäftigt sich die neue Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse. Darin beschreiben die Autorinnen und Autoren Ausmaß, Ursachen und Folgen der Diskriminierung – aber auch mögliche Lösungsansätze.
Ausschnitt aus der Titelseite des Forschungsmagazins (bearbeitet)
Neue Auswertungen der Erhebung "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" (AID:A) des Deutschen Jugendinstituts liefern erstmals repräsentative Daten zu Diskriminierungserfahrungen junger Menschen in Deutschland. Ein erheblicher Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener berichtet von Diskriminierung, die oft mit anderen Formen sozialer Ausgrenzung einhergeht und sich negativ auf das Wohlbefinden auswirkt. Fast zwei Drittel der 18- bis 25-Jährigen mit Behinderung oder körperlicher Beeinträchtigung und mehr als die Hälfte der Befragten mit Migrationsgeschichte haben solche Erfahrungen gemacht.
Dabei betrifft Diskriminierung besonders häufig jene, die ohnehin strukturell benachteiligt sind. Neben jungen Menschen, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben, und solchen, die selbst oder deren Elternteile beide im Ausland geboren sind, gilt dies auch für junge Menschen, die eine nicht-heterosexuelle Orientierung angeben oder deren Familien sich die für den üblichen Lebensstandard charakteristischen Ausgaben nicht leisten können.
Politisch übersehen und gesellschaftlich vernachlässigt
Im DJI-Forschungsmagazin zeigen der Dortmunder Soziologe Aladin El-Mafaalani und Pia Jäger vom Bundesjugendkuratorium (BJK), dass Altersdiskriminierung nicht nur ältere Menschen, sondern zunehmend auch Kinder und Jugendliche betrifft. Durch den wachsenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung werde die junge Generation politisch übersehen und gesellschaftlich vernachlässigt. Sie halten vor diesem Hintergrund eine Orientierung an Prinzipien des Minderheitenschutzes für plausibel. Kinder und Jugendliche könnten auf diese Weise systematisch in Gesetzgebungsverfahren eingebunden werden.
Im DJI-Impulse-Interview erläutert Ferda Ataman, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, welche jungen Menschen besonders häufig Hilfe suchen, warum der Bedarf an Information groß ist und was sich ändern muss, um sie besser vor Diskriminierung zu schützen. Gerlinde Janschitz, Dennis Wolfram und Ortrud Leßmann zeigen in ihrem Beitrag, dass fast ein Viertel der Minderjährigen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht ist. Sie analysieren, welche jungen Menschen am häufigsten betroffen sind und wie sich politisch gegensteuern lässt.
Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Schutz vor Diskriminierung für queere Jugendliche, der Diskriminierung junger Menschen mit Behinderung an der Schwelle zum Berufsleben, der Entwicklung der Anzahl tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher in der polizeilichen Kriminalstatistik in Bezug auf Gewaltkriminalität sowie den Einstellungen junger Menschen zur Demokratie.