10.03.2022 | Redaktion | IW Köln

Digitales Lernen nimmt zu

Umfrage des IW Köln zu digitalen Lehr- und Lernmethoden in der Ausbildung

Der Einsatz digitaler Lehr- und Lernmethoden in der betrieblichen Ausbildung hat seit 2019 deutlich zugenommen. Vorteile sehen Unternehmen insbesondere beim Lernerfolg der Auszubildenden, bei einer vielfältigeren Gestaltung der Ausbildung und durch eine zeitliche Entlastung des Ausbildungspersonals. Das ergab eine Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln). Um auch Nachzügler für das Lernen mit digitalen Medien zu gewinnen, sind mehr Beratung zur Digitalisierung und mehr Erfahrungsaustausch zwischen Betrieben hilfreich.

Bild: goodluz/Adobe Stock

Im Zeitvergleich von 2019 bis 2021 zeigen IW-Unternehmensbefragungen, dass die Anzahl eingesetzter digitaler Lernmedien sich sukzessive erhöht. Lag diese 2019 durchschnittlich noch bei 3,3, wuchs sie 2020 auf 3,6 und mit der Erhebung 2021 schließlich auf 4,0 eingesetzter Lernmedien an – bezogen auf eine jeweils identisch abgefragte Liste mit insgesamt zehn Medien.

Unter den digitalen Lehr- und Lernmethoden sind dabei interaktive Formate wie webbasierte Lösungen (zum Beispiel Webinare, virtuelle Klassenzimmer – 63,1 Prozent der Unternehmen) und Wissensbibliotheken (55,1 Prozent), aber auch Medien wie Lernvideos und Podcasts (56,9 Prozent) weit verbreitet. Etwas weniger häufig setzen Ausbilder digitale Arbeitsmittel gezielt als Lernmittel ein oder nutzen digitale Berichtshefte und Lernsoftware. Nur etwa ein Viertel der Unternehmen nutzt bereits digitale Lernerfolgsmessungen. Wenig verbreitet sind nach wie vor aufwendige digitale Lernszenarien wie Serious Games, Simulationen oder virtuelle Welten. Lediglich etwa sieben Prozent der Unternehmen nutzen bislang derartige Lösungen in der betrieblichen Ausbildung.

Vielfältigere Gestaltung der Ausbildung

Der Anstieg bei der Nutzung digitaler Lehr- und Lernmethoden zeigt, dass die Vorteile digitalen Lernens zunehmend erkannt werden. Aus Sicht von Ausbildern liegen die Vorteile insbesondere darin, dass digitale Lernmedien zur Veranschaulichung bestimmter Inhalte besser geeignet sind, sie eine vielfältigere Gestaltung der Ausbildung ermöglichen und Auszubildende so auch den Umgang mit digitalen Medien im Allgemeinen erlernen. Auch Unternehmen erkennen entsprechende didaktische Potenziale: 62 Prozent aller ausbildungsaffinen Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass digitale Lernmedien bestimmten Auszubildenden den Zugang zu Lerninhalten erleichtert. Dass digitale Arbeits- und Lernmethoden bei Jugendlichen zu einer erhöhten Motivation führen, bestätigen 55 Prozent. Sie bieten aus Sicht der Betriebe auch die Chance, Ausbilder zu entlasten. Insgesamt sehen Unternehmen, die zu den digitalen Vorreitern in der Ausbildung zählen, mehr Vorteile in digitalen Lehr- und Lernmethoden.

Didaktische und zeitliche Vorteile

Die Mehrheit der Unternehmen sieht sowohl didaktische als auch zeitliche Vorteile im Einsatz digitaler Lehr- und Lernmethoden. Dies erklärt, weshalb Unternehmen ein Interesse daran haben, mehr digitale Medien zu nutzen beziehungsweise ihren Einsatz zu optimieren. Etwa zwei Drittel (67,4 Prozent) der Unternehmen wünschen sich mehr Beratungsangebote, um die Digitalisierung der Ausbildung weiter voranzubringen. Um diejenigen Unternehmen, die bislang noch keinerlei digitale Lehr- und Lernmethoden einsetzen, für eine digitale Ausbildung zu gewinnen, sind aus Sicht des IW Köln Impulse von außen notwendig. Diese Unternehmen erachten neben einem engeren Kontakt zur Berufsschule (59,2 Prozent) und externer Unterstützung bei der Betreuung der Auszubildenden (58,0 Prozent) auch den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen (56,7 Prozent) für die weitere Digitalisierung ihrer Ausbildung als hilfreich.

Weitere Informationen

  • IW Köln: Digitales Lernen in der Ausbildung
    Die analysierten Daten stammen aus einer repräsentativen Unternehmensbefragung im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts NETZWERK Q 4.0 im Sommer 2021.