26.08.2020 | Redaktion | FiBS

Dauerhaft weniger Ausbildungsplätze

FiBS rechnet mit mehr Einmündungen in den Übergangsbereich

Die Corona-Krise wird den Ausbildungsmarkt noch auf Jahre hinaus beeinträchtigen und mehr Einmündungen in den Übergangsbereich verursachen. Dies ist einer aktuellen Analyse des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) zu entnehmen. Demnach könnte die Zahl der Ausbildungsverträge im dualen System in den kommenden Jahren auf bis zu 435.000 im Jahr 2027 absinken, das sind 16 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. In 2020 ist mit rund 475.000 Verträgen zu rechnen.

Bild: Robert Kneschke/Adobe Stock

Die Prognose des FiBS beruht auf einem Rückblick auf die Entwicklung nach der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008. Der sich für das laufende Jahr abzeichnende Rückgang der Ausbildungsverträge um rund acht Prozent entspricht dabei dem Rückgang im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr. Wurden im Jahr 2008 noch über 607.000 Ausbildungsverträge neu unterschrieben, waren es in den Folgejahren zunächst jeweils rund 560.000. Ab 2012 kam es zu einem weiteren Absinken auf bis zu 504.000 im Jahr 2016. Erst danach stieg die Zahl wieder stärker an.

In einem zweiten Szenario, das unterstellt, dass es zu einem noch stärkeren Rückgang bei den Ausbildungsverträgen in diesem Jahr kommt, könnte sogar zu einem Rückgang auf bis zu 410.000 Ausbildungsplätzen führen. Dies entspricht einem Rückgang um ein Fünftel. In beiden Szenarien kommt es in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Anstieg der Einmündungen in das Übergangssystem auf bis zu 410.000 oder gar 455.000 im Jahr 2027. Dieses "Horrorszenario" könnte dann abgewendet werden, wenn es gelingt, das schulische Ausbildungssystem auszubauen – derzeit deuten die Szenarien nur ein langsames Wachstum an.

Digitalisierung führt zu weniger Ausbildungsplätzen

"Unsere Studie zeigt sehr deutlich, dass für die Zukunft mit einem nachhaltigen Abbau von Ausbildungsplätzen zu rechnen ist," fasst Dr. Dieter Dohmen, der FiBS-Direktor, die Ergebnisse zusammen. "Die Corona-Krise erscheint zwar zunächst wie ein kurzfristiger Schock für das Wirtschafts- und Ausbildungssystem. Wie schon in der Vergangenheit gibt eine Krise auch den Anstoß für eine weitergehende Beschleunigung der Restrukturierung der Unternehmen – was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert." Daraus ergebe sich ein Personalab- und -umbau, der zwangsläufig auch zur Reduktion des Ausbildungsplatzangebots führen werde. Im Gegenzug steige die Nachfrage nach Hochschulabsolventinnen und -absolventen.

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