20.08.2025 | Redaktion | bag arbeit
Chancen schaffen im Übergang
Neue Ausgabe des Online-Magazins der bag arbeit
Eine wachsende Zahl junger Menschen in Deutschland hat Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatten im Jahr 2024 etwa 1,6 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren keinen Berufsabschluss. 2013 waren es demnach noch 460.000. So genannte Neets ( "Not in Education, Employment or Training") und schwer erreichbare Jugendliche stehen im Fokus der neuen Ausgabe des Online Magazins der bag arbeit mit dem Titel "Chancen schaffen für Jugendliche im Übergang".
Titelseite des Online-Magazins der bag arbeit
Ein Beitrag des Magazins macht einen Fakten-Check zu den NEETS. Basierend auf einer Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt er: Im vierten Quartal 2023 lebten in Deutschland rund 626.000 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren, die weder in Schule noch in Ausbildung, Studium oder Beschäftigung waren. Das entspricht einem Anteil von 7,4 Prozent dieser Altersgruppe. Im Vergleich zu 2009 mit 920.000 NEETs (9,8 Prozent) ist die Zahl langfristig gesunken. Der Rückgang verlief jedoch nicht kontinuierlich. In einzelnen Jahren wie 2016 (Fluchtbewegung) und 2020/21 (Pandemie) kam es zu Ausschlägen nach oben. Zuletzt ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen: Gegenüber dem ersten Quartal 2022 stieg die Zahl der NEETs um 88.000. Dieser Anstieg steht offenbar im Zusammenhang mit der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase.
In einem weiteren Beitrag zeigt Andreas Hammer die Entwicklung bei den schwer erreichbaren jungen Menschen, die durch die Jobcenter nach § 16h SGB II gefördert werden. Die Förderung war 2016 eingeführt worden. Von 2017 bis 2021 stieg die Zahl der Geförderten kontinuierlich an – selbst während der Corona-Pandemie –, was die Wirksamkeit des Instruments bestätigt. Bis Mitte 2024 lag die Zahl stabil bei etwa 4.000 Fällen. Seit Juni 2024 ist der Bestand bundesweit auf rund 3.500 gesunken. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Förderzahlen auf dem jetzigen Niveau einpendeln. Sollten sich die Förderzahlen auf dem jetzigen Niveau einpendeln, deutet es Sicht des Autors darauf hin, dass das Potential an schwer erreichbaren, aber vermutlich leistungsberechtigten jungen Menschen nicht ausgeschöpft wird: "Studien zufolge nehmen über 30 Prozent dieser Zielgruppe keine SGB II-Leistungen in Anspruch. Angesichts dessen erscheinen 3.500 Förderfälle – durchschnittlich acht pro Jobcenter – als zu gering."
Weiterentwicklung des § 16h SGB II
Auf Basis der Befunde macht der Autor Vorschläge zur Weiterentwicklung des Instruments: Die Förderung sollte über die derzeitigen 3.500 Fälle hinaus ausgebaut werden, um mehr Anspruchsberechtigte zu erreichen. Jugendliche ohne Beschäftigungs- oder Ausbildungsaufnahme sollten frühzeitiger und umfassender eine Folgeförderung erhalten, um die Wirksamkeit der Ausgaben für § 16h SGB II zu erhöhen. Außerdem wird eine längere individuelle Förderdauer empfohlen, um auch jene zu integrieren, die bislang nicht im System sind. Zudem sollte die Altersgrenze auf 30 Jahre angehoben werden, um etwa "Spätstarter" oder aus illegaler Arbeit Ausstiegswillige besser zu erreichen.
In einem weiteren Beitrag beschreibt Andreas Kirchner Herausforderungen und mögliche Ausblicke bei schwer erreichbaren jungen Menschen. Er zeigt, dass Jugendberufsagenturen dabei eine Schlüsselrolle spielen können, wenn sie die nötige rechtliche Grundlage und Ausstattung erhalten. In einem Interview erläutert Dr. Monique Ratermann-Busse die Bedeutung sozialer Dienstleistung (außer)schulischer Akteure in der beruflichen Orientierung. Ihrer Beobachtung zufolge nimmt seit einigen Jahren zunehmend eine gewisse Orientierungslosigkeit von Schülerinnen und Schülern im Übergangsprozess zu. Die berufliche Orientierung sollte deshalb noch stärker individualisiert, praxisnah und begleitend gestaltet werden: "Das bedeutet, dass BO-Angebote stärker auf die heterogenen Unterstützungsbedarfe der Schüler*innen und deren zum Teil vielfältige Problemlagen zugeschnitten sein müssen."
Weitere Informationen
- bag arbeit: Online-Magazin 02/2025
Die neue Ausgabe des Magazins mit dem Titel "Chancen schaffen für Jugendliche im Übergang" kann man im Ganzen online lesen - oder man kann wahlweise die Beiträge einzeln aufrufen.