01.04.2022 | Redaktion | BA

Chancen mit Hauptschulabschluss

Neue Analyse der Bundesagentur für Arbeit zur Ausbildungsmarktsituation

Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen, die für Hauptschülerinnen und Hauptschüler angeboten werden, hatte von den Jahren 2015/16 bis 2018/19 deutlich zugenommen. Verursacht durch die Corona-Pandemie, ging die Stellenzahl aber 2019/20 wieder zurück. Das zeigt eine aktuelle Analyse der BA. Generell bleiben im Vergleich mit höheren Schulabschlüssen überproportional viele Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss unversorgt oder weichen auf eine Alternative aus. Sie nutzen auch deutlich häufiger die Ausbildungsvermittlung.

Bild: Monkey Business/Adobe Stock

Im dualen Berufsausbildungssystem ist zwar kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Arbeitgeber können jedoch im Rahmen der Vertragsfreiheit Erwartungen an die Bewerber und Bewerberinnen stellen. 2020/21 wurde bei etwas weniger als der Hälfte der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen ein höherer Schulabschluss als ein Hauptschulabschluss erwartet. Da es sich bei dem erwarteten Schulabschluss in der Regel um eine Mindestforderung handelt, treten Hauptschülerinnen und Hauptschüler oft in Konkurrenz zu Bewerberinnen und Bewerbern mit höheren Schulabschlüssen.

Wie stark diese Konkurrenzsituation ausgeprägt ist, hängt sehr von der Attraktivität der angebotenen Ausbildungsberufe und der Ausbildungsbetriebe ab, aber auch von der regionalen Marktsituation. Je angespannter sich die Marktlage für Bewerberinnen und Bewerber darstellt, umso eher ist zu befürchten, dass Hauptschülerinnen und Hauptschüler ins Hintertreffen geraten. Dabei zeigen sich erhebliche regionale Unterschiede. Insgesamt gelingt es gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern mit Hauptschulabschluss seltener, eine Ausbildungsstelle zu finden als solchen mit Realschulabschluss.

Mehr Hauptschülerinnen und Hauptschüler im Übergangsbereich

Die jährlichen Eintrittszahlen in den sogenannten Übergangsbereich sind zwar aufgrund der verbesserten Marktlage gesunken, aber mit über 100.000 Hauptschülerinnen und Hauptschüler immer noch sehr hoch. Gleichzeitig ist hier eine stärkere Konzentration von jungen Menschen mit Hauptschulabschluss zu erkennen. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen hat in den letzten Jahren tendenziell zugenommen. 2021 wurde bei zwei Dritteln dieser unbesetzten Ausbildungsstellen mindestens ein Hauptschulabschluss erwartet. Hier haben sich in einigen Berufen ausgeprägte Besetzungsprobleme manifestiert. Trotz der gestiegenen Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen führten in den vergangenen Jahren unter anderem die Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt dazu, dass viele junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss geblieben sind. Sie drohen, dem Arbeitsmarkt dauerhaft als Fachkräfte verloren zu gehen.

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