02.11.2022 | Redaktion | BIBB

Betriebe müssen umdenken

BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprognose bis zum Jahr 2040

Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt in Deutschland stehen durch Knappheiten an Ressourcen vor einem tiefgreifenden Umbruch. Dies ist ein zentrales Ergebnis der siebten Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen bis zum Jahr 2040, das nun in der Reihe "BIBB Report" erschienen ist. Der Arbeits- und Fachkräfteengpass nimmt aufgrund der demografischen Entwicklung weiter zu. Nicht nur hier sind deutsche Unternehmen zum Umdenken gezwungen: Die Knappheit an Rohstoffen erfordert effizientere Produktionsweisen und eine steigende Arbeitsproduktivität.

Der Arbeits- und Fachkräfteengpass hat sich in den letzten Jahren noch einmal deutlich verschärft. Dies wird sich weiter fortsetzen: Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und unter 74 Jahren geht zwischen 2021 und 2040 um rund 3,5 Millionen Personen zurück. Für Betriebe ist deshalb eine vorausplanende Rekrutierung entscheidend für die zukünftige ökonomische Entwicklung, denn der Rekrutierungserfolg des einen Unternehmens entspricht bei einem stark ausgelasteten Arbeitsmarkt einem Verlust von Mitarbeitenden des anderen. Rekrutierungsschwierigkeiten sind bei qualifizierten Tätigkeiten vor allem in Gesundheits- und IT-Berufen zu erwarten, aber auch beim Bau sowie im Logistik- und Lebensmittelbereich.

Eine verstärkte Zuwanderung und zugleich eine Verhinderung von Abwanderung qualifizierter Fachkräfte könnten helfen, das Arbeitsangebot langfristig zu erhöhen. Daneben müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um die Abbruchsquoten in den Bildungsstätten zu verringern. Sie sind vor allem bei Jugendlichen ausländischer Nationalität höher als bei Deutschen. Ohne entsprechende Bemühungen nimmt bei einem steigenden Anteil an Personen ausländischer Nationalität die Anzahl an jungen Menschen zu, die das Bildungssystem ohne einen qualifizierenden Abschluss verlassen.

Ökologische Transformation muss gelingen

Neben dem Mangel an Arbeits- und Fachkräften wird die ökonomische Entwicklung der nächsten Jahrzehnte durch eine Knappheit an Rohstoffen und Materialien, an sicheren Lieferketten sowie an Flächen für Wohnungs- oder Gewerbebauten und Landwirtschaft begrenzt. Diese hatten sich schon vor dem Krieg in der Ukraine abgezeichnet, haben sich durch diesen aber deutlich verstärkt und drohen sich zu verstetigen. Die Unternehmen können dieser Knappheit vor allem durch einen sparsamen Einsatz von Ressourcen und damit eine effizientere Produktionsweise entgegenwirken, aber auch durch eine steigende Arbeitsproduktivität. Entscheidend ist nach den Erkenntnissen der Prognose eine gelingende ökologische Transformation der Volkswirtschaft: Sie ist nicht nur notwendig, um den aktuellen Energie- und Rohstoffknappheiten zu begegnen, sondern auch, um das gesetzte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.

Weitere Informationen

  • BIBB Report 3/2022: Es wird knapp
    Die siebte Welle der Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe-Projekt) wird vom BIBB und vom IAB in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) durchgeführt.