30.03.2017 | Redaktion

Kosten, Nutzen, soziales Engagement

Analyse des IW Köln zur betrieblichen Ausbildung von Menschen mit Behinderung

Was sind die wichtigsten Gründe für Unternehmen, junge Menschen mit Behinderung auszubilden – und was sind die größten Hemmnisse dafür? Wie lässt sich die Inklusion im Bereich der dualen Ausbildung erleichtern? Diese Fragen versucht eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zu beantworten. Grundlage ist eine empirische Untersuchung in Form einer Unternehmensbefragung.

Bild: vege/Fotolia

Die IW-Studie führt die unternehmerische Entscheidung, Menschen mit Behinderung auszubilden, im Wesentlichen auf die erwarteten Kosten und Erträge der Ausbildung zurück: „Unternehmen haben dann einen Anreiz, in die Ausbildung zu investieren, wenn die Erträge höher ausfallen als die Kosten.“ Wenn sie vor der Entscheidung stehen, ob sie Menschen mit Behinderung ausbilden oder nicht, werden sie zunächst versuchen, einzuschätzen, wie sich die Kosten und die - materiellen wie immateriellen - Erträge dadurch verändern, und dann die potenzielle öffentliche Förderung einrechnen.

Bei der Befragung der Unternehmen zeigte sich allerdings, dass die wichtigsten Gründe für die Ausbildung von Menschen mit Behinderung nicht auf eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung zu beschränken sind: Gute Erfahrungen mit dieser Personengruppe, soziales Engagement, Interesse an Vielfalt und die Steigerung der Attraktivität der Unternehmen wurden am häufigsten als Motive genannt. Als Haupthemmnisse wurden hohe Suchkosten, der große Betreuungsaufwand, Integrationsprobleme sowie eine fehlende räumliche und technische Ausstattung angegeben.

Die wichtigsten Gründe für die Ausbildung sind gute Erfahrungen, soziales Engagement, Interesse an Vielfalt und die Steigerung der Attraktivität der Unternehmen.

 

Bei der Einschätzung der Hemmnisse spielten fehlende Erfahrungen mit der Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderung eine entscheidende Rolle. Unternehmen, die dabei noch keine Erfahrungen gesammelt hatten, überschätzen in der Regel die höheren Personalkosten durch die betriebliche Betreuung der Auszubildenden. Dagegen unterschätzen sie meist die Integrationskosten, die durch Vorbehalte von Kunden und Kollegen gegenüber der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung entstehen.

Die Autoren und Autoren der Analyse formulieren abschließend Handlungsempfehlungen zur Erleichterung der betrieblichen Inklusion. Sie werben unter anderem für eine Verbesserung des Kontakts und des Erfahrungsaustauschs zwischen den Beteiligten, einheitliche Ansprechpartner bei den Betrieben, den Ausbau der Qualifizierungsangebote für Ausbilder sowie den verstärkten Einsatz externer Mentoren und Begleiter.