31.07.2025 | Redaktion | OECD
Berufsorientierung im Vergleich
OECD-Bericht zeigt Handlungsbedarf in Deutschland und weltweit
Die OECD veröffentlicht mit dem Bericht "The State of Global Teenage Career Preparation" eine umfassende Analyse zum Stand der beruflichen Orientierung junger Menschen in Deutschland und weltweit. Basierend auf der Befragung von 690.000 Schülerinnen und Schülern aus 80 Ländern im Rahmen der PISA-Studie zeigt sich, dass sich viele Jugendliche unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Zudem besteht eine deutliche Kluft zwischen den Berufswünschen der Jugendlichen und den tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarkts.
Bild: Titelblatt der OECD-Studie
Der OECD-Bericht "The State of Global Teenage Career Preparation" fasst die wichtigsten Ergebnisse der PISA-Studie 2022 im Hinblick auf die berufliche Orientierung junger Menschen zusammen. Dabei zeigt sich, dass viele Jugendliche bei der Berufswahl große Unsicherheiten empfinden. So haben heute fast 40 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler keine klare Vorstellung davon, welchen Beruf sie später einmal ergreifen möchten. In Deutschland gilt dies sogar für knapp 50 Prozent der Befragten. Die Autorinnen und Autoren des Berichts fordern daher, verstärkt in eine frühzeitige Berufsorientierung zu investieren, um Jugendliche bei fundierten Entscheidungen zu ihrer beruflichen Zukunft unterstützen zu können.
Die Auswertung der Langzeitstudie zeigt zudem, dass sich die Berufserwartungen der Jugendlichen seit dem Jahr 2000 kaum verändert haben. Daher entsprechen ihre Erwartungen oft nicht den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes. Viele Jugendliche konzentrieren sich bisher vor allem auf traditionelle und gesellschaftlich anerkannte Berufe, die jedoch nicht die tatsächliche Verteilung der Arbeitsplätze auf dem Arbeitsmarkt widerspiegeln.
„Die Berufserwartungen der Jugendlichen entsprechen nicht den Anforderungen des Arbeitsmarktes.“
Soziale Herkunft entscheidet Zukunftsperspektiven
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Bildungsambitionen junger Menschen zwar gestiegen sind, der sozioökonomische Hintergrund jedoch nach wie vor eine große Rolle bei Bildungs- und Berufsbiographien spielt. Insbesondere in Deutschland ist dies auffällig. Die schulische Leistung steht beim Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen, und somit bei den Berufswahlperspektiven, weniger im Vordergrund. Statt dessen prägen der Bildungsstand der Eltern sowie das verfügbare Haushaltsvermögen entscheidend die Zukunft der jungen Menschen. Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen wissen zudem oft wenig darüber, in welcher Weise das Bildungssystem konkrete Wege in den Arbeitsmarkt eröffnet. Das ist auch für Deutschland ein wichtiger Punkt, denn hier verschärft sich die Ungleichheit beim Übergang von der Schule in den Beruf immer mehr.
Berufliche Orientierungsangebote helfen
Positiv hervorgehoben wird, dass Jugendliche, die an Maßnahmen der beruflichen Orientierung teilgenommen haben, klarere Vorstellungen vom Berufsleben und ihren Möglichkeiten haben. Die Autoren unterstreichen daher die Wichtigkeit dieser Angebote, weisen zugleich aber darauf hin, dass die Anzahl der Berufsorientierungsangebote in vielen der untersuchten Ländern noch zu gering ist. Insbesondere für benachteiligte Jugendliche setzen sich dadurch bestehende Ungleichheiten fort.
Folgende zentrale Handlungsempfehlungen ergeben sich aus dem Bericht:
- Lernortkooperation: Jugendliche sollten in der Schule und an weiteren Lernorten bereits frühzeitig die Gelegenheit bekommen, sich über Berufe zu informieren sowie Berufe und potentielle Arbeitgeber praxisnah kennenzulernen.
- Benachteiligte Jugendliche brauchen mehr individuelle und gezielte Förderung, damit Berufsperspektiven nicht mehr so stark vom sozioökonomischen Hintergrund abhängen.
Interaktives Dashboard bietet weiterführende Informationen
Begleitend zum OECD-Bericht bietet das interaktive Dashboard "Teenage Career Readiness" anhand von 25 international vergleichbaren Schlüsselindikatoren einen Überblick zu verschiedenen Aspekten der Berufsorientierung. Das Dashboard basiert ebenfalls auf den Daten der PISA-Studie 2022 und wurde in Zusammenarbeit mit Amazon and Education and Employers entwickelt.