06.09.2023 | DGB | Redaktion

DGB befragt Azubis

Ausbildungsreport 2023 der DGB-Jugend mit Schwerpunkt "Moderne Ausbildung"

Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend gibt jungen Menschen eine Stimme und beleuchtet die Situation im dualen Ausbildungssystem. Für den Report 2023 wurden bundesweit 9.855 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen im dualen System befragt. Vor allem zum Themenschwerpunkt dieses Jahres "Moderne Ausbildung", hatten die jungen Menschen einiges zu sagen. Die digitale Ausstattung der Berufsschulen bewerten sie als schlecht und auch in den Betrieben sehen sie Luft nach oben.

Berufsschule sollte digitaler sein, zeigt die Befragung. Bild: Adobe Stock | Seventyfour

Die DGB-Jugend hat bundesweit im Zeitraum von September 2022 bis April 2023 insgesamt 9.855 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen im dualen System befragt. Die "moderne Ausbildung" und damit vor allem die Digitalisierung bildet den Themenschwerpunkt der diesjährigen Befragung und umfasst dabei sowohl um die Inhalte der Ausbildung, als auch ihre methodische Gestaltung. Auf der inhaltlichen Ebene geht die Digitalisierung einher mit einer Veränderung von Berufsbildern und Tätigkeitsprofilen sowie mit der Entstehung ganz neuer Berufe. Gleichzeitig verändert sich im Zuge der Digitalisierung auch die methodische Gestaltung der Ausbildung. Die Auszubildenden wurden dazu befragt, wie sie die aktuelle Situation in ihrem Betrieb und ihrer Berufsschule einschätzen. Es zeigt sich, dass die Auszubildenden den bislang erreichten Stand bei der Anpassung der Ausbildung an die Herausforderungen des digitalen Wandels deutlich kritischer bewerten als die Unternehmen und das Berufsbildungspersonal.

Digitalisierung der Ausbildung im Betrieb

Insgesamt sieht sich nur knapp die Hälfte der Befragten (47,2 Prozent) durch ihre Ausbildung im Betrieb »sehr gut« (12,8 Prozent) oder »gut« (34,4 Prozent) auf die Anforderungen der Digitalisierung in ihrem künftigen Beruf vorbereitet. Etwa ein Viertel (24,1 Prozent) hingegen bezeichnet die Vorbereitung als lediglich »ausreichend« (14 Prozent) oder sogar »mangelhaft« (10,1 Prozent).

Zwischen den Ausbildungsberufen variiert diese Einschätzung zum Teil erheblich. Während sich drei Viertel der angehenden Fachinformatiker*innen (75,6 Prozent) und jeweils knapp zwei Drittel der Kaufleute für Büromanagement (64,6 Prozent), Bank- und Industriekaufleute (63,2 bzw. 61,2 Prozent), Steuerfachangestellte (62,8 Prozent) sowie Mechatroniker*innen (62,2 Prozent) »sehr gut« oder »gut« auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet sehen, fallen diese Anteile beispielsweise bei den Gärtner*innen (20,8 Prozent), Tischler*innen (24,1 Prozent) sowie den Köchinnen und Köchen (27,7 Prozent) deutlich niedriger aus.

Die Verteilung der Berufe deutet darauf hin, dass eine Sensibilisierung für die Anforderungen des digitalen Wandels insbesondere in den Ausbildungsberufen besteht, die besonders stark und unmittelbar von inhaltlichen Veränderungen der Tätigkeitsprofile betroffen sind.

Digitalisierung der Ausbildung  in der Berufsschule

Noch kritischer als im Ausbildungsbetrieb wird der Stand der Digitalisierung in der Berufsschule eingeschätzt. Nur gut ein Drittel (34,1 Prozent) der Auszubildenden bewertet die Vorbereitung auf den Umgang mit digitalen Medien als »sehr gut« (6,9 Prozent) oder »gut« (27,2 Prozent). Höher hingegen liegt mit 35,9 Prozent der Anteil der Auszubildenden, die die Vorbereitung durch die Berufsschule nur als »ausreichend« (17,4 Prozent) oder »mangelhaft« (18,5 Prozent) bezeichnen. Noch stärker ausgeprägt als bei den Ausbildungsbetrieben ist der Zusammenhang zwischen Vorbereitung auf digitale Medien und bei der Zufriedenheit mit der fachlichen Qualität in der Berufsschule. Gut drei Viertel (76 Prozent) der Auszubildenden, die sich durch die Berufsschule »sehr gut« oder »gut« auf den Umgang mit digitalen Medien vorbereitet sehen, bewerten die Unterrichtsqualität mit »sehr gut« oder »gut«. Von den Auszubildenden, die sich diesbezüglich nur »ausreichend« oder »mangelhaft« vorbereitet sehen, ist es gerade einmal ein Drittel (33,3 Prozent). Der im Ausbildungsreport dokumentierte deutliche Rückgang der Zufriedenheit mit der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts dürfte nicht zuletzt auch auf die Defizite bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen zurückzuführen sein.

Auszubildende bewerten den bislang erreichten Stand bei der Anpassung der Ausbildung an den digitalen Wandel deutlich kritischer als Unternehmen und Berufsbildungspersonal.

 

Wie Auszubildende den digitalen Wandel in der Ausbildung einschätzen

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass viele Betriebe und Berufsschulen aus Sicht der Auszubildenden noch einen erheblichen Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung haben. Es gilt sich bewusst zu machen, dass digitale Kompetenzen in allen Berufen benötigt werden und dass sie vielfältige Möglichkeiten zur methodischen und didaktischen Gestaltung der Ausbildung bieten, die bisher nur in Ansätzen genutzt werden. Hierzu zählt vor allem auch die engere Vernetzung der Lernorte Betrieb und Schule.

Das Thema Digitalisierung spielt für viele Auszubildende bei der Bewertung der fachlichen Qualität ihrer Ausbildung und damit für ihre Ausbildungszufriedenheit eine wichtige Rolle. Es dürfte daher künftig immer stärker zu einem Faktor bei der Wahl des Ausbildungsberufs werden. Vor allem die Ausbildungsbetriebe, die bereits jetzt Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen haben, sollten sich daher intensiv mit den sich aus der Digitalisierung ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten beschäftigen, um ihre Attraktivität zu erhöhen und zu verhindern, im Wettbewerb um Fachkräfte abgehängt

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