27.10.2022 | Bertelsmann Stiftung | Redaktion

Abschluss oft erst nach Umwegen

Weniger als die Hälfte der Jugendlichen beginnt direkt nach der Schule mit Ausbildung oder Studium

Eine Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) durch die Universität Göttingen und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass selbst vier Jahre nach Verlassen der Schule weniger als die Hälfte (43 Prozent) der jungen Erwachsenen einen ersten Abschluss erworben hat. Für jeden siebten Jugendlichen ist die Situation sogar noch deutlich schwieriger. 15 Prozent haben nach vier Jahren noch nicht einmal den Einstieg geschafft oder sie haben eine Ausbildung nach kurzer Zeit wieder abgebrochen.

Bild: Valeska Achenbach, in Zusammenarbeit mit  the white elephant (bearbeitet)

Jedes Jahr laufen 100.000 junge Menschen Gefahr, ohne Berufsabschluss zu bleiben. Unter diesen Jugendlichen sind überdurchschnittlich viele Personen mit einem niedrigen Schulabschluss, aus benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund.

Besonders kritisch ist die Situation für junge Erwachsene mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss. Vier Jahre nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule sind 27 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer mit maximal Hauptschulabschluss nicht in einer regulären Ausbildung. Jedem fünften jungen Menschen gelingt laut der Untersuchung der Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium ungewollt erst mit einem oder zwei Jahren Verzögerung, aufgrund von Schwierigkeiten, im ersten Anlauf das richtige Studium oder die passende Ausbildung zu finden. Der Idealweg eines schnellen Übergangs von der Schule in Ausbildung oder Studium und in den Beruf ist also keineswegs der Normalfall.

Dazu kommt, dass Maßnahmen an der Schnittstelle zwischen Schule und Ausbildung oder Studium längst nicht allen Jugendlichen helfen. Dies erkennt man insbesondere beim Blick auf junge Menschen, die mindestens eine Maßnahme im Übergangsbereich zur Berufsvorbereitung absolviert haben: Tatsächlich schaffen innerhalb von vier Jahren nur zwei Drittel den nächsten Schritt in eine Ausbildung. Der verzögerte Übergang erhöht oftmals die Gefahr des Scheiterns.

Die Verfasserinnen und Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass in der bildungspolitischen Diskussion meist eine bildungsbereichsübergreifende Betrachtung der Entwicklung in der nachschulischen Bildung insgesamt fehlt. Aus diesem Grund haben sie in dieser Analyse die Gesamtkohorte betrachtet, statt einzelne Teilgruppen oder Übergänge in einzelne Bildungsangebote zu fokussieren. So war es ihnen möglich, bildungsbereichsübergreifend die unterschiedlichen Wege junger Menschen in der nachschulischen Bildung zu analysieren und in ihrer quantitativen Bedeutung zu bestimmen.

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