30.12.2021 | LAG KJS NNRW | Redaktion

Erfahrungen aus der Praxis

Fachkräfte der Jugendsozialarbeit zu Erkenntnissen nach eineinhalb Jahren mit der Pandemie

Die Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG KJS NRW) hat im Sommer Interviews mit Fachkräften aus Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit geführt und sie zu ihren Erfahrungen in der Praxis nach eineinhalb Jahren mit der Pandemie befragt. Thema waren die Auswirkungen der pandemischen Situation auf die Übergangschancen junger Menschen und auf den Arbeitsalltag des Fachpersonals.

Alles nur auf Abstand – die Beratung junger Menschen muss sich den Pandemie-Bedingungen anpassen. Bild: pixarno/Adobe Stock

Die befragten Fachkräfte beschreiben viele Schwierigkeiten der jungen Menschen, die sie betreuen, im Bereich der Schule und Berufsschule: Nach ihrer Erfahrung gibt es Lehrkräfte, die das Homeschooling schlecht umsetzen und Schülerinnen und Schüler, die zu Hause keine Möglichkeit haben, konzentriert zu arbeiten. Oft fehlt auch eine ausreichende technische Ausstattung und die Unterstützung durch die Eltern. In der Folge haben in diesem Jahr deutlich mehr junge Menschen ihren Abschluss verfehlt, während im Jahr 2020 die meisten ihre Prüfungen noch erfolgreich ablegen konnten.

Neben diesen äußerlich sichtbaren und messbaren Problemen ist im Verlauf der Pandemie nach den Beobachtungen der Fachkräfte eine deutlich gestiegene psychische Belastung der Jugendlichen durch die unsichere Situation entstanden. Sie erlebten eine immer stärker werdende Antriebslosigkeit bei den Jugendlichen, Resignation, depressive Verstimmungen, Ohnmachts- und Einsamkeitsgefühle. Schülerinnen und Schülern fehlte vor allem die Tagesstruktur, während es Auszubildenden, die ihren beruflichen Lebensrhythmus annähernd beibehalten konnten, etwas besser erging.

Ein Teil der Jugendlichen verschob im Sommer 2020 die Frage nach dem Übergang ins kommende Jahr, konnte aber auch ein Jahr später keine klaren Perspektiven finden. Diejenigen, die ihre gewünschte Anschlussoption nicht umsetzen konnten, wiederholten – wenn möglich – entweder das Schuljahr oder wichen auf ein Berufskolleg oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) aus, anstatt eine Ausbildung zu beginnen. Nicht wenige hatten jedoch gar keine Perspektive, da sie zum Beispiel Anmeldetermine verpassten, auf die für gewöhnlich bei "Tage(n) der Offenen Tür" oder Informationsveranstaltungen besonders hingewiesen wird. Auf Grund der Corona-Situation waren diese Veranstaltungen in den letzten beiden Jahren nur online möglich und die jungen Menschen wurden nicht oder nicht rechtzeitig erreicht.

Veränderte Arbeitsweise

Bei den Fachkräften führten die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen zu veränderten Arbeitsweisen. Um den Kontakt zu den Jugendlichen zu erhalten, wurden Gruppenangebote durch Einzelkontakte auch jenseits der üblichen Arbeitszeiten ersetzt. Zum Teil wurden kreative Lösungen gefunden wie Beratung am Fenster oder beim Spazierengehen. Auch Online-Beratungsangebote wurden eingeführt und sind inzwischen als gute Ergänzung der Beratungspraxis etabliert. Einige Befragte betonten, dass durch die besonderen Bedingungen deutlich wurde, wie gut die kommunalen Netzwerke auch zusammenarbeiten können. Alle Beteiligten sind sich einig, dass weitere Angebote, Formate und Konzepte zum digitalen Lernen und der Teilhabe aller Zielgruppen erarbeitet und umgesetzt werden sollten.

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