15.04.2020 | Redaktion | QuBe

Produktions- und Nachfrageausfälle haben Folgen für die deutsche Wirtschaft

QuBe-Projekt analysiert mögliche Auswirkungen der Corona-Krise

Das Coronavirus trifft die Länder in Europa unvermittelt und hart. Wie sich die Corona-Krise am Arbeitsmarkt auswirken kann, zeigt eine aktuelle Analyse des QuBe-Projekts (Qualifikation und Beruf in der Zukunft) unter der Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS). Obwohl sich die Folgen der Pandemie nur bedingt einschätzen lassen, vermuten Expertinnen und Experten mittel- bis langfristige Strukturveränderungen am Arbeitsmarkt.

Bild: rcfotostock/Adobe Stock

Die Corona-Krise bestimmt momentan das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland, in Europa, weltweit. Die Regierungen der europäischen Länder haben einen Shutdown beschlossen, um Infektionsketten zu unterbrechen und die Dynamik der Ausbreitung zu mildern. Produktions- und Nachfrageausfälle sind Folgen dieser Maßnahmen. Da die Dauer des Shutdowns nicht bekannt ist, lassen sich die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistung und das Bruttoinlandsprodukt nur schwer einschätzen.

Klar ist jedoch, dass die Corona-Krise die Branchen unterschiedlich hart und unterschiedlich nachhaltig treffen wird. So können Branchen mit handelbaren Gütern möglicherweise von einem Nachholeffekt profitieren, während Branchen mit nicht-handelbaren Gütern schwerer von der Krise getroffen werden. Das heißt, der Autokauf wird zeitlich verschoben, geplante Aktivitäten wie Theater- oder Restaurantbesuche jedoch nicht.

Kurz- und mittelfristige Auswirkungen

Konkrete berufs- und branchenspezifische Auswirkungen werden sich erst in der zweiten Jahreshälfte 2020 bestimmen lassen, wenn konkrete Zahlen zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und den Kurzarbeitenden vorliegen. Das IAB geht davon aus, dass Produktionsausfälle aufgrund fehlender Absatzmärkte oder fehlender Produktionsmöglichkeiten in diesem Jahr zu einer Schrumpfung des BIP um 2 Prozent führen.

Allerdings kann bereits im kommenden Jahr mit einem deutlichen Erholungsprozess gerechnet werden. Das setzt jedoch voraus, dass es nicht zu einer Vielzahl an Insolvenzen und keinem großen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt. Dieser Erholungsprozess kann sich in unterschiedlicher Weise auswirken:

  • Auswirkungen auf güterproduzierende Branchen: Die Produktion wird zunehmen und die aufgeschobene Nachfrage nach Gütern kann realisiert werden.
  • Regional unterschiedliche Verläufe: Ausfall von (internationalen) Nachfragern möglich aufgrund der zeitlich versetzten Krisensituation, zum Beispiel von Exportmärkten
  • Erprobtes und für gut Befundenes wird nur bedingt rückgängig gemacht, zum Beispiel könnte das Arbeiten im Home-Office ausgeweitet und Dienstreisen weiterhin reduziert werden.
  • Ausweitung des Online-Handels und der bargeldlosen Bezahlung
  • Eine erhöhte Wertschätzung der Arbeit in den Bereichen Gesundheit und Pflege könnte zu einem Anstieg des Lohnniveaus führen.

Langfristige Auswirkungen

Die Ausbreitung des Coronavirus führte dazu, dass sich Familien, Angestellte und Unternehmen von heute auf morgen diversen Lernprozessen unterziehen mussten. Daraus können sich langfristig möglicherweise folgende Auswirkungen ergeben:

  • Die große Bedeutung der digitalen Infrastruktur wurde in der Krise noch deutlicher. Das kann zu einer Beschleunigung des Ausbaus von 5G oder auch zu langfristigen Veränderungen/Neujustierungen von Arbeitsweisen führen.
  • Eine gesteigerte Wertschätzung gegenüber Berufen im Gesundheits- und Pflegesystem kann eine positive Lohnentwicklung und eine bessere Ausstattung von Pflege- und Gesundheitseinrichtungen zur Folge haben.
  • Die Globalisierung wird infrage gestellt: Dabei geht es weniger um die Infragestellung (internationaler) Arbeitsteilung, sondern vielmehr um die Gestaltung von Lieferketten.
  • Die Corona-Krise führt möglicherweise zu einer gesteigerten Wertschätzung heimischer Produkte bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.

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