05.02.2020 | Redaktion

Schnellere Arbeitsmarktintegration

IAB-Kurzbericht zeigt "erhebliche Fortschritte"

Fünf Jahre nach dem Zuzug nach Deutschland hat jede(r) zweite Geflüchtete (49 Prozent) einen Job. In einem Kurzbericht vergleicht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Arbeitsmarktintegration der seit 2013 Zugezogenen mit dem Zeitraum von den frühen 1990er Jahren bis 2013. Damals waren nach fünf Jahren nur 44 Prozent der Geflüchteten erwerbstätig.

Klick zum VergrößernEntwicklung der Erwerbstätigkeit in den beiden Vergleichszeiträumen      Grafik: IAB

In den ersten drei Jahren war die Integration der seit 2013 Zugezogenen langsamer als zuvor. Danch kehrte sich der Trend jedoch um und die Eingliederung nahm deutlich Fahrt auf. Herbert Brücker, Yuliya Kosyakova und Eric Schuß, die Autorinnen und Autoren des Berichts, erklären dies so: Die Teilnahme an Sprach-, Integrations- und Bildungsprogrammen habe zunächst die Arbeitsmarktintegration verzögert, mit Abschluss dieser Maßnahmen aber zur höheren Erwerbstätigkeit der Geflüchteten beigetragen.

Als "auf den ersten Blick überraschend" sehen sie die Tatsache, dass die Arbeitsmarktintegration im Zeitraum seit 1990 langsamer verlief als seit 2013. Schließlich seien die Voraussetzungen im Hinblick auf Bildung und Ausbildung, Sprachkenntnisse und bereits bestehende Kontakte nach Deutschland deutlich günstiger gewesen. Allerdings seien heute die Arbeitslosigkeit deutlich niedriger und das Beschäftigungswachstum höher. Außerdem werde seit 2015 erheblich mehr in Sprach- und Integrationsprogramme investiert als damals. Im zweiten Halbjahr 2018 hatten 85 Prozent der Geflüchteten an Sprachprogrammen teilgenommen, zwei Drittel hatten die Kurse bereits abgeschlossen.

Steigende Bildungsbeteiligung

Auch die steigende Bildungsbeteiligung der geflüchteten Menschen wirkt sich günstig auf ihre Arbeitsmarktchancen aus. Nur 16 Prozent von ihnen bringen einen schulischen, akademischen oder beruflichen Abschluss mit, denn ein Bildungssystem wie in Deutschland gibt es in den allermeisten Herkunftsländern nicht; die meisten haben sich berufliche Qualifikationen durch "training on the job" angeeignet. Im zweiten Halbjahr 2018 hatten bereits 23 Prozent der erwachsenen Geflüchteten eine Schule oder Uni besucht oder aber an einer berufsqualifizierenden Weiterbildung teilgenommen - und das, obwohl die meisten zunächst neben vielen weiteren Hürden einen Sprachkurs bewältigen mussten, um überhaupt eine Bildungseinrichtung besuchen zu können.

"Das breite Maßnahmenangebot in Deutschland hat die Erwerbstätigkeit der Geflüchteten erhöht." - Aus dem Fazit des IAB-Kurzberichts

 

Insgesamt sehen Brücker, Kosyakova und Schuß "erhebliche Fortschritte" bei der Integration in den Arbeitsmarkt und andere gesellschaftliche Bereiche. In ihrem Fazit betonen sie aber, dass weitere Anstrengungen nötig sind: "Künftig wird es darum gehen, verbleibende Lücken in den Sprachkenntnissen unter anderem  durch berufsbegleitende Sprachprogramme zu schließen. Vor allem gilt es aber, das erst in Ansätzen ausgeschöpfte Potenzial zur Allgemein- und Berufsbildung weiter zu nutzen."

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