28.01.2020 | Redaktion | Sozialhelden e.V.

Ausbildung und Inklusion

Berliner Verein Sozialhelden e.V. veranstaltete ersten Runden Tisch

Was konkret brauchen Menschen mit Behinderungen, um die Hürden zur Ausbildung zu bewältigen? Wie können Betriebe dabei unterstützt werden, geeignete Auszubildende mit Behinderungen zu finden und sie gut auszubilden? Um diese und weitere Fragen ging es beim ersten Runden Tisch des Berliner Vereins Sozialhelden e.V. zum Thema "Ausbildung und Inklusion". Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Selbstorganisationen - darunter auch das Bundesinstitut für Berufsbildung - diskutierten in verschiedenen Workshops den Status Quo und erarbeiteten Lösungsvorschläge für die Zukunft eines inklusiven Ausbildungsmarkts.

Raúl Krauthausen (Mitte) und weitere Teilnehmende bei einem Workshop. Bild: Andi Weiland/ Gesellschaftsbilder.de

"Beim Thema Ausbildung und Inklusion schauen wir oft in ein schwarzes Loch. Betriebe suchen nach Auszubildenden und junge Menschen mit Behinderung finden keinen Ausbildungsplatz außerhalb der Werkstätten", begrüßte der Gründer des Vereins Sozialhelden, Raúl Krauthausen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, "Die Frage ist: Warum gibt es noch immer keinen inklusiven Ausbildungsmarkt?"

Bei den Diskussionen in den Workshops und im Plenum ging es neben der Analyse auch um mögliche Lösungsansätze. Insgesamt waren sich die Teilnehmenden einig, dass grundlegende Fortschritte in Richtung eines inklusiven Ausbildungsmarktes nur dann möglich sind, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten. Bedarf sehen sie besonders bei der Vereinfachung von Unterstützungsangeboten von Unternehmen für Auszubildende mit Behinderung. Zudem fordern Vertreterinnen und Vertreter der Selbstorganisationen ein größeres Mitspracherecht bei der Gestaltung von Unterstützungsleistungen.

Neue Denkansätze gesucht

Anne Gersdorff, Referentin des Projekts Job Inklusive, wies auf die Beharrlichkeit tradierter Denkweisen hin: "Es fällt auf, dass noch zu viel in traditionelle Wege, wie die Vermittlung in spezielle, exklusive Einrichtungen beraten wird und zu wenig geschaut wird, was sonst noch- beispielsweise bei Betrieben in der freien Wirtschaft möglich ist. Wir brauchen eine höhere Qualität in der Ausbildungsberatung und bei der Begleitung von Menschen mit Behinderungen."

"Die Frage ist: Warum gibt es noch immer keinen inklusiven Ausbildungsmarkt?" - Raúl Krauthausen, Sozialhelden e.V.

 

Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, sprach von einem "Vollzugsproblem" bei den gemeinsam erarbeiteten Regeln: "Ein Viertel der gesetzlich dazu verpflichteten Unternehmen beschäftigt nach wie vor keinen einzigen Menschen mit Behinderung. Bei diesen Unternehmen müssen wir über eine Erhöhung der Ausgleichsabgabe nachdenken. Wenn ein Viertel der Autofahrer sich nicht mehr an die StVo halten würde, würden wir doch auch handeln."

Die Teilnehmenden vereinbarten, in verschiedenen Arbeitsgruppen an konkreten Themen weiter zu arbeiten. Eine Arbeitsgruppe wird sich mit Vorschlägen für eine umfassendere Ausbildungsbegleitung von Auszubildenden und Betrieben beschäftigen. Eine weitere erkundet die Einrichtung einer Ombudsstelle zum Thema Ausbildung und Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Eine dritte Arbeitsgruppe wird praktische Vorschläge für die Nutzung der Digitalisierung in der Ausbildung erarbeiten. Erste Ergebnisse sollen bereits im Sommer 2020 veröffentlicht werden.

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