22.01.2020 | Redaktion | SVR

Der Hürdenlauf der Integration

Studie des SVR zeigt hemmende Faktoren für die Integration junger Flüchtlinge

Die berufliche Integration von jungen Flüchtlingen hängt gemäß einer qualitativen Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) zu einem guten Teil vom Zufall ab. Die Beraterinnen und Berater in Berufsschulen, Wohnheimen, Wohlfahrtsorganisationen und anderen Einrichtungen spielen demnach eine entscheidende Rolle bei der Überwindung von Hürden beim Zugang zu beruflicher Bildung: Sie dienen als Wegweiser im deutschen "Ausbildungsdschungel".

Bild: synto/Adobe Stock

Im Rahmen einer explorativen Analyse wertete die Studie die einschlägigen Zugangsregularien aus und führte Feldinterviews mit 16 jungen Ausbildungsinteressierten und Azubis, die in den letzten fünf Jahren nach Deutschland zugewandert sind. Sie untersuchte zunächst, welche Hürden es überhaupt sind, die junge Flüchtlinge auf dem Weg in einen Sprachkurs, eine Berufsschule oder ein Betriebspraktikum zu überwinden haben.

Die Auswertung der in München und Chemnitz geführten Interviews ergab, dass zahlreiche "harte" und "weiche" Hürden einer raschen Bildungsintegration im Weg stehen. Ob und wann Jugendliche und junge Erwachsene Zugang zu einem Sprachkurs, einer Berufsschule oder einem Betriebspraktikum erhalten, hängt davon ab, wie alt sie sind, welchen Aufenthaltsstatus sie haben und wo sie leben, denn die rechtlichen Regelungen unterscheiden sich je nach Bundesland. Die Analyse der einschlägigen Bundes- und Landesregelungen zeigt: Das Personal in Bildungsstätten, Betrieben und Behörden besitzt einen großen Ermessensspielraum. Je nach Bundesland oder Kommune fallen dessen Entscheidungen sehr unterschiedlich aus.

Unübersichtliches Ausbildungssystem

Zu den "weichen" Hindernissen auf dem Weg zu einem Ausbildungsplatz zählen mangelnde Kenntnisse des deutschen Ausbildungssystems sowie der sprachliche und fachliche Aufholbedarf, den viele Geflüchtete haben. Viele verspüren auch einen starken Druck, möglichst schnell eine Ausbildung zu beginnen. Diskriminierungserfahrungen sowie belastende Wohnsituationen, die ihnen das Lernen erschweren, etwa in Sammelunterkünften, gehören ebenfalls zu den hemmenden Faktoren.

"Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, dass Behörden ihre Ermessensspielräume nutzen, damit junge zugewanderte Menschen nicht zu Bildungsverliererinnen und -verlierern werden", sagt Dr. Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs. "Weil das deutsche Ausbildungssystem sehr unübersichtlich ist – und das Aufenthaltsrecht hochkompliziert –, kommt der zivilgesellschaftlich und ehrenamtlich organisierten Beratung sowie den zuständigen Fachleuten in Behörden, Betrieben und Bildungsstätten eine wichtige Rolle zu."

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