19.12.2019 | Redaktion | O-Ton Arbeitsmarkt
Jede(r) Dritte ohne Berufsabschluss
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke
Die Zahl der jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss stieg zwischen 2014 und 2017 um 4,5 Prozent auf knapp 4,8 Millionen. Das entspricht etwa einem Drittel der in Deutschland lebenden Personen in der Altersspanne zwischen 20 und 34 Jahren. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Zugleich wurden die Fördermaßnahmen für Berufsausbildungen seit 2010 erheblich reduziert, wie eine Auswertung der Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) durch die Initiative "O-Ton Arbeitsmarkt" ergab.
Ebenfalls wuchs die Zahl der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die weder einen Berufsabschluss vorweisen konnten noch sich in schulischer oder beruflicher Bildung befanden. Im Jahr 2017 traf dies in Deutschland auf rund 2,2 Millionen junge Erwachsene beziehungsweise knapp 15 Prozent der Altersgruppe zwischen 20 und 34 zu. Für diese Personen ist das Erlangen eines Berufsabschlusses also auch nicht absehbar.
Die Bundesregierung begründet den Anstieg bei den jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Linken mit den Auswirkungen der verstärkten Fluchtmigration seit 2015. Dabei seien viele junge Menschen nach Deutschland eingewandert, die über keine (anerkannten) Berufsabschlüsse verfügten und in vielen Fällen eher in Arbeit als in Ausbildung einmündeten.
Weniger Aubsildungsvorbereitung und Ausbildungsbegleitung
Obwohl die Bundesregierung in ihrer Antwort die Bedeutung von Maßnahmen betont, die ausbildungswillige junge Erwachsene bei dem Erlangen eines Berufsabschlusses unterstützen, zeichnet die Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) ein anderes Bild. So ist die Zahl der Teilnehmenden in ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen von 2010 bis 2018 um fast ein Drittel gesunken. Während sich der Rückgang hier auf die Jahre 2010 bis 2013 beschränkte, sind die Teilnehmerzahlen in ausbildungsbegleitenden Maßnahmen konstant rückläufig und haben sich seit 2010 halbiert. Im vergangenen Jahr gab es laut BA-Statistik im monatlichen Durchschnitt knapp 144.000 Teilnehmende in ausbildungsvorbereitenden und knapp 78.000 Teilnehmende in ausbildungsbegleitenden Maßnahmen.
Höhere Arbeitslosenquote bei Ungelernten
Nicht nur angesichts des drohenden oder zum Teil bereits existierenden Fachkräftemangels in Deutschland ist der hohe Anteil junger Erwachsener ohne beruflichen Abschluss problematisch. So lässt sich anhand der BA-Statistik zeigen, dass ein beruflicher Abschluss das Risiko, arbeitslos zu werden oder Hartz-IV-Leistungen zu beziehen, erheblich senkt. So lag die Arbeitslosenquote von Ungelernten im Jahr 2018 mit 18,3 Prozent rund sechs Mal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung.