19.09.2019 | Redaktion

Betriebe und Jugendliche finden häufig nicht zusammen

Ländermonitor 2019 liefert Gründe für die vielen unbesetzten Lehrstellen

Trotz vieler freier Ausbildungsstellen bleiben ausbildungsinteressierte junge Menschen oft unversorgt. Eine Studie des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die zunehmenden Passungsprobleme untersucht und liefert Gründe, weshalb Betriebe und Jugendliche häufig nicht zusammenfinden. In der Analyse wird die Situation der beruflichen Bildung in den 16 Bundesländern vergleichend und im Zeitverlauf betrachtet.

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Warum finden potenzielle Auszubildende und Betriebe immer häufiger nicht zusammen? Um Antworten auf diese Frage zu finden, wurden für den Ländermonitor berufliche Bildung 2019 Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Bundesagentur für Arbeit sowie des Statistischen Bundesamtes beziehungsweise der Statistischen Landesämter ausgewertet.

Die Daten zeigen, dass im Jahr 2018 durchschnittlich 100 Ausbildungsbewerberinnen und –bewerber um etwa 97 Ausbildungsplätze konkurrierten. Im Jahr 2009 lag diese Zahl noch bei knapp 89 Lehrstellen. Obwohl das Angebot an Ausbildungsstellen in fast allen Bundesländern gestiegen ist, bleiben viele Lehrstellen aus unterschiedlichen Gründen unbesetzt. Die Forscherinnen und Forscher haben die häufigsten Ursachen für diese Passungsprobleme ermittelt:

  • Für 44 Prozent der unbesetzten Lehrstellen gibt es zwar interessierte Jugendliche, jedoch halten die Betriebe sie für nicht geeignet. Oder die Jugendlichen entscheiden sich gegen den Betrieb, weil er ihrer Meinung nach über ein schlechtes Image verfügt.
  • Für 34 Prozent der unbesetzten Lehrstellen gibt es keine Bewerberinnen und Bewerber, da Jugendliche den Beruf nicht ergreifen wollen.
  • Für 23 Prozent der unbesetzten Lehrstellen liegt das Problem in der fehlenden Mobilität. Ausbildungsbetriebe und potenzielle Auszubildende befinden sich in unterschiedlichen Regionen eines Bundeslandes – die Bereitschaft beziehungsweise Möglichkeit des Umzugs ist bei den Jugendlichen jedoch eingeschränkt.

Obwohl sich die Situation am Arbeitsmarkt für Ausbildungssuchende verbessert hat, ergeben sich deutliche regionale und branchenspezifische Unterschiede in Hinblick auf die Ausbildungschancen der Jugendlichen. So zeigt die regionale Betrachtung, dass in Ost- und Süddeutschland ein Überhang an Ausbildungsstellen herrscht, während es in West- und Norddeutschland mehr Ausbildungsnachfragende als offene Stellen gibt. Aus Sicht der Jugendlichen ist die Situation in Berlin am schlechtesten, wo 22 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber keinen Ausbildungsplatz finden. Die meisten unbesetzten Lehrstellen gibt es hingegen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Bayern.

Laut Studie haben insbesondere Jugendliche mit Hauptschulabschluss oder junge Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft schwierige Startbedingungen: In Regionen mit einem niedrigen Ausbildungsplatzangebot sinken für sie die Chancen, eine Lehrstelle zu finden. Nur knapp die Hälfte der Hauptschulabsolventinnen und –absolventen mündete im Jahr 2017 direkt nach Verlassen der Schule in einem Ausbildungsverhältnis, unter den ausländischen Jugendlichen waren es lediglich 44 Prozent.

Das Forschungsprojekt "Ländermonitor berufliche Bildung 2019" wurde von der Abteilung für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung der Universität Göttingen und dem Soziologischen Forschungsinstitut in Göttingen (SOFI) durchgeführt. Die Bertelsmann Stiftung hat das Projekt gefördert.

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