26.11.2025 | Redaktion | Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit
Zugänge zu Teilhabe eröffnen
Neue Ausgabe der "Dreizehn": "Jugendsozialarbeit in der Einwanderungsgesellschaft"
Zehn Jahre nach dem "Sommer der Migration" im Jahr 2015 ist das Thema Migration aktueller als je zuvor. Angesichts polarisierter politischer Debatten bemüht sich die Jugendsozialarbeit darum, Werte zu vermitteln, Zugänge zu Bildung und Teilhabe zu eröffnen und so dazu beizutragen, dass junge Menschen in Deutschland ankommen können. Die neue Ausgabe der Zeitschrift "Dreizehn" des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit zur Einwanderungsgesellschaft beschreibt Migration als gesellschaftliche Normalität, die durch die Angebote der Jugendsozialarbeit befördert und unterstützt wird.
Ausschnitt aus der Titelseite (bearbeitet)
Im einführenden Beitrag zeigt Lutz Wende, dass sich die prekäre Lebenssituation geduldeter und gestatteter junger Menschen unter 27 Jahren zuletzt noch einmal verschärft hat. Er stellt lokale und kommunale Möglichkeiten der Teilhabegewährleistung und der Unterstützung für diese Zielgruppe dar. Philipp Schäfer analysiert, wie Sprache unsere Wahrnehmung von Migration prägt. Begriffe wie "Migrationshintergrund" oder "Muttersprache" sind demnach nicht neutral. Sie spiegeln gesellschaftliche Machtverhältnisse wider und erzeugen Zugehörigkeit oder Distanz: "Sprache schafft auch in diesem Praxisfeld Wirklichkeit." Der Beitrag zeigt, wie wichtig es ist, sich mit Begriffen genau zu beschäftigen, wenn man inklusiv handeln will.
Mit den Verflechtungen von Rassismus und extrem rechter Ideologie und deren Auswirkungen auf die Soziale Arbeit befasst sich der Beitrag von Saloua Mohammed. Er zeigt, wie Ungleichwertigkeitsideologien gesellschaftliche Strukturen, institutionelle Praktiken und professionelle Handlungsspielräume prägen – und welche Spannungsfelder daraus für Fachkräfte entstehen. Sara Madjlessi-Roudi und Susanne Spindler erläutern in ihrem Beitrag, wie Unterstützung unter den Bedingungen der Duldung funktionieren kann und welche Akteurinnen und Akteure dabei eine zentrale Rolle spielen. Anhand empirischer Erkenntnisse des Forschungsprojekts "Teilhabe trotz Duldung. Kommunale Gestaltungsräume für geduldete Jugendliche und junge Erwachsene" entwickeln sie Überlegungen zur Rolle der Sozialen Arbeit im Spannungsfeld zwischen Subjektorientierung und integrationspolitischen Anforderungen.
Chillen, spielen, reden – und Integration
Julia Müllers Praxisbeitrag zum Modellprojekt "männlich.jung.geflüchtet" zeigt, wie Jugendsozialarbeit geflüchtete junge Männer erreicht, Vertrauen aufbaut und Perspektiven eröffnet. Der Projektbericht macht deutlich, dass professionelles Handeln auch bedeutet, Beziehungen zu gestalten, sich selbst zu reflektieren und jungen Menschen mit Empathie und Klarheit zu begegnen – auch wenn die Strukturen nicht perfekt sind. Die Reportage "Ihr zweites Zuhause" von Josefine Janert berichtet von einem Café des Jugendmigrationsdienstes Berlin-Wedding, in dem Neuankömmlinge zunächst einmal chillen, spielen und reden können und nebenbei Unterstützung bei Alltagsproblemen, beim Umgang mit Behörden und bei der beruflichen Integration erhalten.