09.12.2025 | Redaktion | BIBB | IAB
Warum Azubis sich umentscheiden
Analyse von Autorinnen des BIBB und des IAB im IAB-Forum
Die hohe Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen zählt zu den größten Herausforderungen am Ausbildungsmarkt. Eine Ursache besteht darin, dass sich Auszubildende nach Vertragsabschluss umentscheiden. Fünf Prozent der Jugendlichen, die einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, setzen die Ausbildungssuche früher oder später dennoch fort. Daten der BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie zeigen, dass Jugendliche vor allem dann weitersuchen, wenn das eingegangene Ausbildungsverhältnis nicht ihren eigentlichen Wünschen entspricht. Aber auch weitere Gründe können eine Rolle spielen.
Warum aber springen junge Menschen trotz eines bereits unterschriebenen Ausbildungsvertrages wieder ab? Zum einen haben sich die Bedingungen am Ausbildungsmarkt geändert. Nach einer 2025 publizierten Studie von Felicitas Ullrich und Manfred Böcker erhalten Jugendliche heute oftmals mehrere Ausbildungsangebote, weswegen sie sich nicht nur entscheiden, sondern auch umentscheiden können. Zum anderen scheint gerade bei der Generation Z die Angst weit verbreitet, eine womöglich bessere Option zu verpassen – mit der Folge, dass sich junge Menschen trotz eines bereits unterschriebenen Ausbildungsvertrages weiter nach Alternativen umschauen. Junge Menschen suchen aber mitunter auch deswegen weiter, weil die Qualität der (bereits begonnenen) Ausbildung in ihren Augen mangelhaft ist oder der Betrieb selbst den Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst hat.
Wie BIBB-Forschungsdirektor Hubert Ertl und andere in einem IAB-Kurzbericht 18/2025 zeigen, besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Beurteilung der beruflichen Orientierung durch die Ausbildungssuchenden und ihrem Erfolg am Ausbildungsmarkt. So geht eine als hilfreich erlebte berufliche Orientierung häufiger mit einer höheren subjektiven Zufriedenheit mit der aktuellen Situation einher. Wichtig erscheint dabei vor allem, den unterschiedlichen Informationsbedürfnissen einzelner Gruppen besser Rechnung zu tragen, denn viele Jugendliche haben zwar bereits vor Abschluss ihres Ausbildungsvertrages relativ konkrete Vorstellungen darüber, was sie beruflich anstreben oder erwarten, aber eben nicht alle.
Besonders Letztere sollten noch gezielter angesprochen und informiert werden, um ihre Entscheidungsgrundlage bereits vor dem Vertragsabschluss zu verbessern. Hier könnten vor allem Praktika ein wichtiges Instrument sein. Denn so können sich Jugendliche und Betriebe bereits im Vorfeld der Vertragsanbahnung kennenlernen und einschätzen, ob ein längerfristiges Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis für sie infrage kommt.